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Bild: Steglitzer Kreisel, Uwe Jonas 2022
Photo: Thomas Bruns

Was ist möglich? (2023/24)

Nach Jahrzehnten steigender Immobilienpreise ist der Markt „eingebrochen“, nicht wirklich, aber um gut 10 bis 20 Prozent billiger als noch vor einem Jahr. Was sich zunächst gut anhört, belastet den Mietmarkt weiter und die Gründe für den Einbruch, steigende Zinsen und Baukosten, führen zu einem starken Rückgang im Wohnungsbau. Im Zuge der Diskussionen um Energiepreise, Heizungsarten und gleichzeitig steigenden Baukosten wurde in letzter Zeit viel über Standards, optimalen Hausbau und notwendige Sanierungsmaßnahmen gesprochen. Vereinfacht lässt sich derzeit sagen: Die Mietpreise in den Ballungsräumen werden weiter steigen, zu wenig Neubau und aufgeschobene bzw. geplatzte Träume vom Eigenheim, die Preise für Wohneigentum werden wieder steigen, bei steigenden Finanzierungskosten. Hinzu kommen Überlegungen zur energetischen Sanierung von Gebäuden, die weitere Kostensteigerungen befürchten lassen, ganz abgesehen von den stark schwankenden Energiekosten.

Abgesehen von den Möglichkeiten des informellen Bauens, die sich wie ein roter Faden durch die Betrachtungen im „Raum für Architektur“ ziehen und für die vor allem der Neuzugang der pakistanischen Architektin Yasmeen Labri einige Anregungen bietet, liegt der Schwerpunkt auf dem einfachen und traditionellen Bauen. Neben thematischen Essays zur globalen Architektur gibt es eine Serie zur Architektur in Sub-Sahara-Afrika (Sub-Saharan Africa. Architectual Guide), die den Status quo von traditionell bis modern für diese Region beschreibt, sowie einem Buch zur Architektur des srilankischen Architekten Geoffry Bawa. Ziel ist es, mehr über Architektur und Bauen im Allgemeinen zu erfahren, um die deutsche Realität besser reflektieren und vor allem „andere“ Lösungen finden zu können.

Ein weiteres Beispiel aus der Welt der Architektur ist die indische Architektin Anupama Kundoo, die schon seit vielen Jahren in Berlin lebt, aber wie einige andere bekannte Architekt*innen nicht in Deutschland, bisher nur in Indien, gebaut hat. Als Grund dafür wird oft genannt, dass es in Deutschland schwierig bis unmöglich sei, innovativ zu bauen, da die vielen Vorschriften dies nicht zuließen. „Zu Experimenten und Innovationen wird man hier nicht ermutigt, auch nicht an den Hochschulen. (…) ‚Der Westen hat das riesige Nachhaltigkeitsproblem geschaffen, weil er so viel mehr Energie verbraucht als alle anderen. Deshalb muss er sich ändern‘, sagt Kundoo. Entweder müsse er immer neue Dinge erfinden, die noch effizienter sind. Aber was bringt es, die Dinge immer perfekter zu machen, wenn es Dinge sind, die man vielleicht gar nicht braucht? Die Architektin schlägt stattdessen vor, ‚mit der Hälfte glücklich zu sein, die man hat‘. Aus Indien kommend kann ich sagen: Viel Geld bedeutet nicht unbedingt, dass die Party gut wird. “ (SZ 22.09.2023)
Wie geht es also weiter? Alle Diskussionen laufen auf eine Vereinfachung des Bauens hinaus. Dies führt einerseits unter Verwertungsinteressen zu einer Vereinfachung/Verbilligung des Bauens bei gleichzeitiger Verschlechterung der Qualität (auch der Energieeffizienz), was zu höheren Gewinnen auf Seiten der Bauträger und höheren laufenden Kosten für die Nutzer*innen führen kann. Auf der anderen Seite können sich aber auch neue Möglichkeiten für „einfaches“ Bauen und auch für „Selbermachen“ ergeben, d.h. teilweise informelle Bauweisen können einen tragfähigen rechtlichen Rahmen bekommen. Ein gutes Beispiel dafür ist Walter Segal, der in den 70er Jahren in England „Selfbuilding Communities“ geplant und umgesetzt hat.

Das Schlagwort des einfachen Bauens gewinnt in der Diskussion in Deutschland an Boden, insbesondere durch die Forderung der Bayerischen Architektenkammer nach einem neuen Gebäudetyp E. Diese Initiative geht zurück auf den Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren von
Florian Nagler an der TU München, der mit seinen Forschungsbauten in Bad Aibling praktisch erprobt, wie einfaches Bauen funktionieren könnte. Bei diesem Stichwort zucken Architekt*innen immer wieder zusammen, weil sie meist an eine Verschlechterung vor allem der Raumqualität und der Energieeffizienz denken, was aber bei den drei vorgestellten Bautypen gar nicht der Fall ist. Es lohnt sich also, in die Materie einzusteigen und sich die Broschüre „Einfach Bauen“ etwas genauer anzuschauen.

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Auch der Architekturraum wird von der aktuellen Ausstellung von Annette Kisling, Jens Franke und Leonard Wertgen bespielt.

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Was ist möglich?





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Was ist möglich?

Der Architekturbereich wird sich dieses Jahr mit den Möglichkeiten beschäftigen, die uns noch bleiben oder wenigstens theoretisch zur Verfügung stehen. Seit Jahren nun steigen die Mieten und Kaufpreise für Wohnungen (und Gewerbe) in immer schwindelerregende Höhen und das Angebot an (noch) bezahlbaren Unterkünften wird immer knapper und zum Teil unerreichbarer. Auch für diejenigen die eine Wohnung haben, wird es immer schwieriger die steigenden Mieten zu bezahlen und mit der Angst umzugehen die Wohnung zu verlieren, aus welchen Gründen auch immer. Demzufolge nimmt das Thema Wohnen einen immer breiteren Raum im täglichen Leben ein, ohne das Lösungen in Sicht wären. Wir wollen nun nach Möglichkeiten suchen, die bereits irgendwo auf der Welt realisiert wurden und uns Beispielhaft einen Weg weisen könnten, oder vielleicht auch nur utopische bis theoretische Überlegungen die Lösungen aufzeigen.

Hier kehren wir wieder zurück und zeigen die Idee von Elemental, die 2010 mit Villa Verde in Chile eine Siedlung bauten die von den Bewohner*innen zuende gebaut werden konnte, wodurch eine doppelt so große Wohnfläche realisiert werden konnte. Die Villa Verde von Elemental, eine Reihenhaussiedlung in Chile, zeigt, wie es möglich ist, durch den Einsatz von Selbsthilfe, ein größeres Raumangebot zu schaffen. Für die Architekten stellte sich die Frage, wie sie den angenommenen Bedarf von ca. 80 qm für eine Familie mit den vorhandenen Geldern decken kann, die nur für 40 qm ausreichen. Die einfache wie geniale Idee war es, die Hälfte fertig zu bauen, für die andere aber die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen (Boden, Dach, Balken für das Geschoss). Die Erdbebenopfer, für die diese Reihenhaussiedlung gebaut wurde, konnte so die andere Hälfte selbst fertig stellen, je nachdem wie viele Mittel sie zur Verfügung hatten dauerte dies unterschiedlich lange.

Im Mittelpunkt stehen aber zuerst einmal “Hütten”, aus aktuellem Anlass schauen wir auf die großartige Ausstellung “Das wachsende Haus” des Stadtbaurats Martin Wagner, die 1932 in Berlin stattfand. Hier wurden Entwürfe für kleine Häuser, sie sehen sehr nach Schrebergarten aus, vorgestellt, die sich den wandelnden Bedürfnissen der Bewohner*innen anpassen und meist in drei Schritten vergrößert werden konnten. Ein Ansatz der gerade stark in der Diskussion ist, aber auch das Potenzial der Entwürfe, die durch ihre Einfachheit eine große Möglichkeit an Selbsthilfe beinhalte, macht eine Wiedervorlage sinnvoll. Hinzu kommt die Möglichkeit eines der Häuser besichtigen zu können, da der studentische Nachbau des später von Mies van der Rohe aufgegriffenen Entwurfes von Ludwig Hilberseimer im Laufe dieses Jahres Station an eben diesem in Lichtenberg macht.

Auch werden wir uns mit Balkrishna Doshi beschäftigen, erst mit den Projekten die günstigen Wohnraum schufen, etwa Aranya, und Ende des Jahres dann mit der Ausstellung von Annette Kisling, Jens Franke und Leonard Wertgen sowie der intensiven Bespielung des Architekturraumes mit Projekten von Balkrishna Doshi.

360Fotos: Uwe Jonas; Fotos: Thomas Bruns

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Prototyping im Wohnungsbau?





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In diesem Jahr machen wir uns Gedanken über die Vergangenheit und welche Rolle die bereits gebauten und erprobten Utopien (oder auch die profaneren Lösungsvorschläge für ein modernes Wohnen) für die Lösung der heutigen Wohnungsfrage spielen könnten. Die Bezeichnung Prototyping bezeichnet Verfahren zur Findung von Modellen, die dann zur Anwendung gebracht werden können, in seinem Ursprung bedeutet es „Urbild“ (Prototypon).

Gerade für das erste behandelte Beispiel passt die Bezeichnung des „Urbildes“ perfekt, es ist Le Corbusiers „Unité d’Habitation” in Marseille, 165 Meter lang, 24 Meter breit und 56 Meter hoch, mit insgesamt 337 Maisonettewohnungen. Diese – im wahrsten Sinne des Wortes – „Wohnmaschine“ wurde in den 50er Jahren fertig gestellt und entgegen der Planung nicht als Sozialwohnungsbau abgeschlossen, sondern als Eigentum verkauft. Von Anfang an war der Block wegen seiner Proportionen umstritten und in den 70er und 80er Jahren galt er eher als Beispiel für das Scheitern des Gedankens „Wohnmaschine“. In den 2000er Jahren wurde er grundlegend saniert, modernisiert und, wie sein Gegenstück in Berlin („l’Unité d’Habitation Typ Berlin“), 2016 zum Weltkulturerbe hinzugefügt. Ursprünglich als günstiger Wohnraum für eher Geringverdienende geplant, nun eine Adresse für Hipster und Bildungsbürger mit genügend Einkommen. Bei dem Unité d’Habitation” war das zur gemeinschaftlichen Nutzung bestimmte Dach mehr als ein charmantes Detail, in Berlin wurde es aus Kostengründen gar nicht erst realisiert, hier zeigt sich die Kraft und die Utopie im egalitären Gedanken des Entwurfes. Für die Hausgemeinschaft geplant, mit Kinderkrippe, einem Fitnessraum, einem Pool, eigentlich ein Restaurant mit einer Bar, dann ein – allerdings zweckentfremdeter – Theater- und Versammlungsraum, eine Freilichtbühne, windgeschützte Picknickplätze; das Ganze wird umrundet von einer Laufbahn. Das Dach wurde 2013 privatisiert und an den Designer Ora Ito verkauft.

Das Interesse richtet sich bei dieser Untersuchung vor allen auf die Idee, dass bereits vorhandene Bauten bei weitem günstiger und schneller kopiert werden und hierbei auch aufgetretene Mängel und eventuelle Fehlplanungen behoben werden könnten, als bei kompletten Neuplanungen. Auch sind manche Bauten ihrer Zeit voraus gewesen, so dass die Bewohner*innen nichts mit ihnen anfangen konnten oder wollten, und heute ein größeres Potential „erwohnt“ werden könnte. Auch gab es andere Vorstellungen vom Umfeld, den Lebens- und Gesellschaftsbedingungen (Mobilität, Individualisierung, Digitalisierung etc.), sowie monetäre und zeitliche Zwänge, die zu Unterlassungen und Fehlern vor allem im Städteplanerischen führten. Somit könnten einige Bauten von „damals“ unsere Utopie von heute werden.

Die Frage des letzten Jahres bleibt: Welche Strategien könnten auch für ein städtisches Umfeld in Deutschland oder anderen Regionen Europas angewandt werden und vor allem: welche wären wünschenswert? Gefragt wird auch nach individuelle Strategien, die zum Teil am Rande der Gesellschaft bereits umgesetzt werden.

SiH_1904_255 SiH_1904_256 SiH_1904_257 Fotos: Thomas Bruns

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Bezahlbares Wohnen





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Bezahlbares Wohnen durch kostengünstigen Wohnungsbau

In diesem Jahr zeigen wir „normale“ Bauprojekte zu überraschend moderaten Kosten und werden der Frage nachgehen, was das Bauen denn überhaupt kosten muss und soll. Neben einigen realisierten Projekten werden wir uns mit Ideen und unrealisierten Entwürfen beschäftigen und unseren Blick schweifen lassen um zu schauen, wie es in anderen Weltregionen gelingt, zu wohnen und zu überleben – unter Bedingungen, die meist viel prekärer sind als wir es uns vorstellen können.

Das bereits Ende 2017 gezeigte Beispiel „Grundbau und Siedler“ bildet die Klammer vom Experiment einer Einbindung der Bewohner, denen die Möglichkeit der Kostenreduktion durch Selbsthilfe gegeben wird, hin zum kostengünstigen „konventionellen” Wohnungsbau.

Bei diesem Experiment des Selbstbaus, „Grundbau und Siedler“ (Hamburg, 2013) von BeL Sozietät für Architektur aus Köln, wird es den Nutzern ermöglicht, das Gebäude schrittweise, je nach Lebenslage und Bedürfnissen, auszubauen. Durch die Anwendung des Prinzips des Selbstbaus lassen sich in Verbindung mit fachmännischer Anleitung erhebliche Kosten einsparen, die das Gebäude zu einem Smart Price Gebäude werden lassen.

Dabei wird „Grundbau und Siedler“ in zwei Abschnitten realisiert. Im ersten wird der Grundbau hergestellt: Tragende Elemente (Decken, Stützen), die übergeordneten technischen Installationen (Hausanschlüsse, vertikale Ver- und Entsorgungsschächte), Treppenhaus und Aufzug sowie die Abstell- und Arbeitsräume im Erdgeschoss. In einem weiteren, zeitlich nicht festgelegten Abschnitt können die Siedler den Innenausbau ihrer Wohneinheit selbst durchführen. Dabei bietet der Grundbau kaum Beschränkungen für den Siedler, so dass dieser den Grundriss nach eigenen Anforderungen in größter Flexibilität durchführen kann. Durch die Umsetzung in Selbstbauweise lassen sich nach BeL Sozietät für Architektur bis zu einem Viertel der Baukosten einsparen.

Gezeigt wird eine Reihe von Grundrissen. Nicht nur historische Entwicklungen der Wohnungszuschnitte und -größen, sondern vor allem verschiedene Möglichkeiten werden aufgezeigt und so in die etwas abstrakte Welt der Grundrisszeichnungen eingeführt. Es steht ein Handapparat bereit, der einen Schwerpunkt auf Grundrisse legt, um einen Anfang zu setzen, sich mit der Frage zu beschäftigen: „Wie wollen wir wohnen?“. Hier geht es vor allem um den Platz, den wir brauchen und bezahlen können. Welche Zuschnitte wären für welche Lebensphasen wünschenswert, wie flexibel sollen sie sein? Arbeiten und Leben wächst zusammen, Lebensentwürfe verändern sich, soziale Strukturen zerfallen, Vereinsamung nimmt gerade im städtischen Raum zu. Auch hier kann Architektur zum Beispiel durch offene Strukturen und Wohnformen, durch gemeinschaftliches Handeln helfen.

Dass konventionelles Bauen für einen Preis um 1000 Euro/qm heute durchaus möglich ist, zeigt das Atelier Kempe.

Dem Architekten Kempe Thill scheint im Den Haager Stadtteil Moerwijk etwas gelungen zu sein, was in Deutschland fast undenkbar scheint: ein kostengünstiger Bau in einem Ballungsgebiet, in dem sich die Menschen wohlfühlen.

Thill entwarf einen Riegel mit eingeschossigen 95-Quadratmeter-Wohnungen hinter einer modernen Aluminium-Glasfassade. Um die Struktur aufzulockern und auch unterschiedliche Mieter anzuziehen, kamen einige dreigeschossige Maisonettewohnungen hinzu, mit offener Küche, Wohnbereich und drei Schlafzimmern. Alles beruht auf der Grundlage eines einheitlichen Wohnmoduls von 7,20 Meter Breite.

Alle 88 Apartments haben Fußbodenheizung und werden mit Wärmerückgewinnung be- und entlüftet. Das Gebäude entspricht dem Niedrigenergiestandard. Es wird mit Geothermie beheizt und hat einen Wärmespeicher im Boden. Man hat also stärker auf die Energieerzeugung und -speicherung gesetzt und weniger auf eine dicke Dämmschicht.

Da alles dem gleichen Standard entspricht – selbst die Position der Waschbecken ist in jeder Wohnung gleich – konnten die Baukosten auf einen beeindruckenden Wert gesenkt werden: 1100 Euro pro Quadratmeter wurden ausgegeben.

Die generelle Frage nach Abriss und Neubau oder “Modernisierung” wird am Beispiel des “Tour Bois le Prêtre” behandelt. Das markante Pariser Hochhaus aus dem Jahr 1959, ein Vorzeigeprojekt der Moderne von Raymond Lopez, stand Ende der 1990er Jahre vor dem Abriss. Die Architekten Druot, Lacaton & Vassal machten den Vorschlag den Bau zu Sanieren und zu Erweitern was Dank der Skelettbauweise einfach möglich war. Zwei wesentliche Anschauungen
sind für Druot, Lacaton & Vassal maßgäblich: Einerseits sollen die ärmeren der Gesellschaft nicht gezwungen sein auf immer engerem Raum zu überleben, sondern auch für sie großzügige Wohnmöglichkeiten geschaffen werden. Und nicht zuletzt ein ökologisches/ökonomisches Argument: “Für das Geld das man benötigt, um eine bestehende Wohnung abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, kann man drei bis vier bestehende Wohnungen sanieren
und erweitern.”

Desweitern werden durch einige Beispiele aus den 1990er Jahren gezeigt, wie mit geringen Kosten anspruchsvolle Architektur realisiert werden kann. In einer Studie von 2007, die im Auftrag der österreichischen Magistratsverwaltung angefertigt wurde, sind eine Vielzahl an Wohnungsbauten verzeichnet, die im Vergleich zu heute zu fast unrealistisch anmutend geringen Kosten realisiert wurden.

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bruns10 bruns9 bruns8 Fotos: Thomas Buns

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Sozialer Wohnungsbau und Selbsthilfe

ab Januar 2017





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Sozialer Wohnungsbau und Selbsthilfe

Der Architekturbereich möchte Diskussionsanlass und Ideengeber sein in einer Zeit, in der Lösungen gesucht werden müssen, wie städtisches Wohnen auch für „Normalverdiener*innen“ bezahlbar bleiben kann.

Bei der Ausstellung geht es um Möglichkeiten der Selbsthilfe, die einerseits zu einer Kostenreduktion beim Bauen eingesetzt werden kann, aber auch mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten (Grundrisse etc.) ermöglicht. Andererseits können bestehende Verhältnisse durch die individuelle und/oder kollektive Selbsthilfe verbessert/transformiert werden. Sie werden so den geänderten Ansprüchen angepasst, so dass Planungs-/Finanzierungsschwächen kompensiert werden.

Gezeigt wird eine Reihe von Grundrissen. Nicht nur historische Entwicklungen der Wohnungszuschnitte und -größen, sondern vor allem verschiedene Möglichkeiten werden aufgezeigt und so in die etwas abstrakte Welt der Grundrisszeichnungen eingeführt. Es steht ein Handapparat bereit, der einen Schwerpunkt auf Grundrisse legt, um einen Anfang zu setzten, sich mit der Frage zu beschäftigen: „Wie wollen wir wohnen?“. Hier geht es vor allem um den Platz, den wir brauchen und bezahlen können. Welche Zuschnitte wären für welche Lebensphasen wünschenswert, wie flexibel sollen sie sein? Arbeiten und Leben wächst zusammen, Lebensentwürfe verändern sich, soziale Strukturen zerfallen, Vereinsamung nimmt gerade im städtischen Raum zu. Auch hier kann Architektur zum Beispiel durch offene Strukturen, Wohnformen, gemeinschaftliches Handeln helfen.

Anhand des Beispiels „Wohnen im Wandel“ werden Möglichkeiten dargestellt, dass gemeinschaftliches Handeln eine Verbesserung/Erweiterung der Bestandsbauten herbeiführt. Katharina Kirsch-Soriano da Silva zeigt in Ihrer detailreichen Arbeit über drei Bezirke in Recife (Brasilien) wie durch einfache Eingriffe wie Einfriedung/Dachöffnung etc. und komplexere wie Anbauten, die Qualität der Siedlung erhöht werden kann und wie flexibel die in Großsiedlungen meist als starren Form begriffenen Strukturen sein können.

Die Villa Verde von Elementa, eine Reihenhaussiedlung in Chile, zeigt, wie es möglich ist, durch den Einsatz von Selbsthilfe, ein größeres Raumangebot zu schaffen. Für die Architekten stellte sich die Frage, wie sie den angenommenen Bedarf von ca. 80 qm für eine Familie mit den vorhandenen Geldern decken kann, die nur für 40 qm ausreichen. Die einfache wie geniale Idee war es, die Hälfte fertig zu bauen, für die andere aber die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen (Boden, Dach, Balken für das Geschoss). Die  Erdbebenopfer, für die diese Reihenhaussiedlung gebaut wurde, konnte so die andere Hälfte selbst fertig stellen, je nachdem wie viele Mittel sie zur Verfügung hatten, dauerte dies unterschiedlich lange.

Eine radikale Idee einer Flüchtlingsunterkunft, die komplett im Selbstbau hergestellt werden könnte, kommt von Student*innen der HTW Saar. 2015 haben sie in drei Tagen eine Hütte (Mini-Wohnhaus) aus handelsüblichen Baumaterialien (OSB-Paletten, Euro-Paletten etc.) für 2.500 Euro gebaut. Mit Hilfe einer Bauanleitung könnte dieses einfach nachgebaut werden und so Siedlungen, etwa auf Brachflächen, entstehen. Hier spielt nicht nur der Ansatz der Selbsthilfe eine Rolle, sondern auch die Möglichkeit der Selbstorganisation der Siedlungsstruktur. Abgesehen von der Idee, eine günstige aber individuelle Unterkunftsmöglichkeit für Geflüchtete bereit zu stellen, zeigt dieser Ansatz, dass sehr günstiges Bauen durchaus möglich ist.

Fotos: Thomas Bruns

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Bellevue di Monaco

bis 25. Januar 2017





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Was ist das „Bellevue di Monaco“ ?
Das Bellevue di Monaco ist ein neugegründetes Wohn- und Kulturzentrum für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge und interessierte Münchner im Herzen der Stadt München.
Momentan läuft die Renovierung auf Hochtouren. Gleichzeitig organisieren wir diverse Veranstaltungen und Aktionen.
Unsere Tür zur Stadt wird das offene Infocafé an der Ecke Müller-/Corneliusstraße. Der Cafébetrieb wird gemeinsam mit Flüchtlingen organisiert und umgesetzt. Es wird niedrigschwellige Informations- und Beratungsangebote für Geflüchtete geben, aber auch für eingesessene Münchner, die Hilfe anbieten oder Kontakt suchen.
Im Wohnhaus Müllerstraße 6 werden in zehn Wohnungen junge geflüchtete Menschen nach der Jugendhilfe in ein selbständiges Leben begleitet. Die Wohndauer für den einzelnen Jugendlichen soll ca. 2 Jahre sein. Das Wohnhaus Müllerstraße 4 bietet in sechs Wohnungen Raum für Geflüchtete mit besonderem Bedarf, z.B. Familien.
Intensivere Beratungsangebote, sowie Schulungen und Kulturveranstaltungen gibt es im Hinterhaus in den Kulturräumen Müllerstraße 2. In den dortigen Kulturräumen hat bereits ein vielfältiges Programm begonnen, das in den nächsten Monaten noch ausgebaut wird.
Der in direkter Nachbarschaft befindliche leerstehende Hochbunker neben der Schrannenhalle könnte langfristig eine zusätzliche Erweiterungsmöglichkeit darstellen.

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Köbberling, Rottenfußer, Weis, Weishäupl

29. November 2016 bis 25. Januar 2017





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W O H N E N II

Folke Köbberling, Rasso Rottenfußer, Albert Weis, Katharina Weishäupl

Ein kooperatives Ausstellungsvorhaben zwischen Berliner Peripherie und Münchner Zentrum

Künstlerinnen und Künstler sind immer wichtige Akteure des Immobilienmarktes. Vermieter freuen sich auf verlässliche Mieten für aus dem Markt gefallene Objekte, die durch die Kunst mit geringsten Mitteln grundverwertet werden können. Gelten Kreative für die einen als geübte Scouts zukünftig attraktiver Stadtquartiere, warnen andere vor ihren Ateliers als frühes Kennzeichen einer bevorstehenden Gentrifizierung. Sie wiederum treibt der Stadt dann die Kuntschaffenden aus oder marginalisiert sie an den Rand. Die Beschäftigung mit dem Wandel der Städte scheint deshalb im ureigensten Interesse der Künstlerinnen und Künstler zu liegen. Die simple Frage nach dem „Wie wollen wir in Zukunft wohnen?“, wird wieder zu der Frage, die schon immer mitgemeint war: „Wo?“ – und nicht zuletzt: „Wem gehört die Stadt?” Mit Blick auf ihren bewohnbaren Raum entwickelte sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts das Wohnen zum “Asset”. Dadurch reduziert sich der Wohnort auf die Lage, die wiederum eine Erzählung des individuellen Selbst repräsentiert. Ein Wandel, der das Produkt Wohnen als wichtige Errungenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts zunehmend entkernt. Bei der Ausstellung “Wohnen” kooperiert zum ersten Mal das kommunale “Studio im Hochhaus” am Stadtrand der Metropole Berlin mit dem im Herzen Münchens aktiven Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten am Stachus. Jeweils zwei Münchner und zwei Berliner Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen in der zweiteiligen Ausstellung sich dem Wohnen zwischen Zentrum und Peripherie zu widmen. 1. Teil (München): Donnerstag, 30. Juni bis Sonntag, 24. Juli 2016; 2. Teil (Berlin): Dienstag 29. November 2016 bis Mittwoch, 25. Januar 2017.

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Leben auf kleinem Raum





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Der Raum für Architektur widmet sich dem Leben auf kleinem Raum und die Rolle der Gemeinschaftsnutzung in der neuen japanischen Architektur. Als Beispiele werden unter Anderem das Yokohama apartement (von Osama Nishida) und SHARE yaraicho (von Satoko Shinohara und Ayano Uchimura) vorgestellt.

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Matias Bechtold

Die Stadt im Turm

12. Januar bis 25. Mai 2016





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Das Hochhaus, das Matias Bechtold auf das Teilmodell von Neu-Hohenschönhausen aus dem Jahr 1986 aufgesetzt hat, katapultiert die Nachbarschaft des studio im HOCHHAUS in die Zukunft. Die Dimensionen erscheinen als völlig utopisch, gar überzogen. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass das zur Zeit höchste Hochhaus, das Burj Khalifa mit 824 Metern Höhe, fast doppelt so hoch ist wie die vorliegende Ausbaustufe (490 Meter) der Stadt im Turm, wird der Gigantismus greifbar. Mit aufgesetzter Erweitertung erreicht der Turm allerdings die Höhe von 920 Metern und könnte so kurz das höchste Gebäude der Welt sein, bis der Kings Tower mit seinen 1007 Metern in Saudi-Arabien fertiggestellt wird.
Jenseits dieser momentanen Hochhauseuphorie, die im übrigen in der Vergangenheit immer kurz vor einer schweren wirtschaftlichen Krise zu beobachten war um danach wieder zum Erliegen zu kommen, sind die Hochhausträume von Matias Bechtold utopischer Natur. Die Vorstellung, alles, was zum Leben notwendig ist (Arbeit, Freizeit, Wohnen etc.) in die Vertikale eines Turmes zu platzieren und so, zumindest theoretisch, diesen ein Leben lang nicht verlassen zu müssen, ist der Reiz des Bauwerkes.

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Zweite Ausbaustufe (ab 22. März):

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