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Loretta Fahrenholz

Die in Berlin lebende Künstlerin Loretta Fahrenholz arbeitet in den Medien Film, Fotografie und Installation. Ihre fortlaufenden Untersuchungen zeitgenössischer Medienbedingungen improvisieren einen dezidiert post-cinematischen Ansatz des Dokumentarfilms, der digitale Nachbearbeitung und künstliche Intelligenz nutzt, um Wahrheiten über die gesellschaftliche Realität von heute zu enthüllen. Indem sie sich oft auf Hollywood-Genres wie Katastrophenfilme, Science-Fiction und Fantasy bezieht, konstruiert die Künstlerin hybride Doku-Erzählungen, bei denen der Bildschirm als eine neue Art von Schnittstelle zwischen dem Künstler und der Stadt, Körpern und Institutionen, dem Realen und dem Programmierten zu fungieren beginnt.

Documenta Dream, 2021, 16 min

In Anlehnung an das von der United States National Film Registry in ihren Bestand aufgenommene Home Movie „Disneyland Dream” aus den 1950er Jahren zeigt „documenta Dream” Amateuraufnahmen von verschiedenen documenta-Schauen, die die Ausstellungen aus der Perspektive des Publikums dokumentieren. Ausschnitte dieses Materials wurden zu einem Film zusammengeschnitten und dann auf verschiedene Flüssigkeiten wie Sonnenblumenöl, Aloe vera und Spülmittel projiziert: Als hausgemachte psychedelische Filter evozieren sie das Vergehen der Zeit im Fluss persönlicher Erinnerungen.

Mashes of the Afternoon, 2018, 14 min

Maya Deren und Alexander Hammid Avantgardefilmklassiker Meshes of the Afternoon aus dem
Jahr 1943, zeigt in düster-halluzinatorischen Bildern den Albtraum einer Frau, die einer schwarz
verhüllten Figur folgt, alltägliche Tätigkeiten und Bewegungsabläufe wiederholt und am Ende des
Nachmittags Selbstmord begeht.
Von Maya Derens 14-minütigem Film existieren im Internet mittlerweile zahlreiche Remakes und
Parodien. Loretta Fahrenholz rekonstruiert aus kurzen Ausschnitten dieser meist von Jugendlichen
auf YouTube veröffentlichten Versionen die Kameraeinstellungen und Schnittabfolge des Originals.
In ihrer Film-Collage Mashes of the Afternoon greift sie Derens Stilmittel der Wiederholung auf,
multipliziert und variiert durch die verschiedenen Akteure zusätzlich die Perspektive und
verallgemeinert so das in die Gegenwart transferierte surreal-depressive Szenario. (Matthias Michalka)

My Throat, My Air, 2014, 17 min

Über voralpenländische Bergketten und Autobahnzubringer wandert der Blick in eine Wohnung im
Münchner Westend. Dort beobachtet My Throat, My Air das Familienleben des ehemaligen
Fassbinder-Schauspielers, Warhol-Mitarbeiters und Horrorfilm-Regisseurs Ulli Lommel. Statt einer
konventionellen Dokumentation des Bohèmien-Haushalts folgt die Kamera den narrativen Impulsen
der Familienmitglieder. Die Kinder inszenieren hypnotische Sterbeszenen, während ihre Mutter
behauptet, aus einer anderen Dimension zu kommen, wo alles „ätherisch und körperlos“ sei. Die
Eltern-Kind-Beziehungen sind spontan improvisiert und werden von den Protagonisten immer
wieder umgeschrieben. Die Geräusche einer elektrischen Zahnbürste, eines Staubsaugers, eines
Klaviers und andere alltägliche Klänge interpunktieren die gedehnte Zeit eines kollektiven
Tagtraums.