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Loretta Fahrenholz

Fahrenholz ist vor allem für ihre filmischen Arbeiten bekannt, die sie „performative Dokumentarfilme“ nennt. In diesen Filmen vermischen sich häufig die Genres, und sie arbeitet häufig mit ihren Schauspielern zusammen. Ihre Arbeit thematisiert die Widersprüche verschiedener sozialer Milieus, alltäglicher Gewohnheiten und des zeitgenössischen urbanen Lebens.

Am bekanntesten ist ihr Video Ditch Plains (2013), das die East New Yorker Tanzgruppe The Ringmasters Crew bei ihren Auftritten in der postapokalyptischen Landschaft von Brooklyn nach dem Hurrikan Sandy zeigt. (Wikipedia, November 2024)

Happy Birthday, 2022, 15 min

Der Film Happy Birthday (2022) emuliert die Perspektive eines Ego-Shooter-Videospiels durch einen einzigen Protagonisten, der ziellos über das Tempelhofer Feld wandert.
In kleinen Fenstern erscheinen Schnipsel von mit dem Handy aufgezeichneten Geburtstagsgrüßen. Im weiteren Verlauf des Films verdunkelt sich die einsame soziale Choreographie, eine Nicht-Feier mit Fernbriefen von Freunden und Familie, die eigentlich anwesend sein sollten.
Der ausdruckslose Ausdruck des Geburtstagskindes und die Abwesenheit von Handlung bauen emotionalen Druck und Erwartungen auf, während die Luft um ihn herum durchlöchert wird
mit Liedern, Ermutigungen oder Schimpfwörtern, gemeinsamen Erinnerungen und frechen Botschaften. (Galerie Buchholz)

Documenta Dream, 2021, 16 min

In Anlehnung an das von der United States National Film Registry in ihren Bestand aufgenommene Home Movie „Disneyland Dream” aus den 1950er Jahren zeigt „documenta Dream” Amateuraufnahmen von verschiedenen documenta-Schauen, die die Ausstellungen aus der Perspektive des Publikums dokumentieren. Ausschnitte dieses Materials wurden zu einem Film zusammengeschnitten und dann auf verschiedene Flüssigkeiten wie Sonnenblumenöl, Aloe vera und Spülmittel projiziert: Als hausgemachte psychedelische Filter evozieren sie das Vergehen der Zeit im Fluss persönlicher Erinnerungen. (Galerie Buchholz)

Mashes of the Afternoon, 2018, 14 min

Maya Deren und Alexander Hammid Avantgardefilmklassiker Meshes of the Afternoon aus dem
Jahr 1943, zeigt in düster-halluzinatorischen Bildern den Albtraum einer Frau, die einer schwarz
verhüllten Figur folgt, alltägliche Tätigkeiten und Bewegungsabläufe wiederholt und am Ende des
Nachmittags Selbstmord begeht.
Von Maya Derens 14-minütigem Film existieren im Internet mittlerweile zahlreiche Remakes und
Parodien. Loretta Fahrenholz rekonstruiert aus kurzen Ausschnitten dieser meist von Jugendlichen
auf YouTube veröffentlichten Versionen die Kameraeinstellungen und Schnittabfolge des Originals.
In ihrer Film-Collage Mashes of the Afternoon greift sie Derens Stilmittel der Wiederholung auf,
multipliziert und variiert durch die verschiedenen Akteure zusätzlich die Perspektive und
verallgemeinert so das in die Gegenwart transferierte surreal-depressive Szenario. (Matthias Michalka)

My Throat, My Air, 2014, 17 min

Über voralpenländische Bergketten und Autobahnzubringer wandert der Blick in eine Wohnung im
Münchner Westend. Dort beobachtet My Throat, My Air das Familienleben des ehemaligen
Fassbinder-Schauspielers, Warhol-Mitarbeiters und Horrorfilm-Regisseurs Ulli Lommel. Statt einer
konventionellen Dokumentation des Bohèmien-Haushalts folgt die Kamera den narrativen Impulsen
der Familienmitglieder. Die Kinder inszenieren hypnotische Sterbeszenen, während ihre Mutter
behauptet, aus einer anderen Dimension zu kommen, wo alles „ätherisch und körperlos“ sei. Die
Eltern-Kind-Beziehungen sind spontan improvisiert und werden von den Protagonisten immer
wieder umgeschrieben. Die Geräusche einer elektrischen Zahnbürste, eines Staubsaugers, eines
Klaviers und andere alltägliche Klänge interpunktieren die gedehnte Zeit eines kollektiven
Tagtraums. (Galerie Buchholz)