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Ursula Blickle Video Archiv im HOCHHAUS

13. bis 15. September 2017





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Ursula Blickle Video zu Gast im studio im HOCHHAUS

13. September ab 19 Uhr

15. September ab 18 Uhr mit dj mfx (reboot fm)

Eine Stadt ist ein Geflecht: bebautes und unbebautes Gebiet, Verkehrsadern, Transportlinien, belebt durch soziale Interaktion. Die Geschichte des bewegten Bildes ist mit jener des modernen wie auch post-modernen Stadtraumes aufs engste verbunden: Keine Raumerfahrung ohne Bewegung ohne Blick ohne „Kino“ im weitesten Sinne.

Die Arbeiten aus dem Ursula Blickle Video Archiv – einem virtuellen Videokunst-Archiv, das im Belvedere und 21er Haus in Wien beheimatet ist – widmen sich besonders dem Aspekt der Beschreibung und Repräsentation von urbanem Raum. Durch die unterschiedlichen künstlerischen Strategien changiert dieser zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, wird zum formbaren Material, öffnet sich Ein- wie Überschreibungen und trägt letztendlich Geschichte(n) weiter. (Claudia Slanar, Kuratorin UBVA)

Programm

Gesamtlänge ca. 60 min

Claudia Larcher, INTER, 2014

Axel Stockburger, Brilliant City, 2004

Devis Venturelli, Loop, 2008

Maia Gusberti, Fragments of a city without a map, 2012

Siegmund Skalar, Gün ve Gece, 2013

Karl-Heinz Klopf, Tesvikiye, 2004

Carlos Vasconcelos, Asphalt, 2013

Konzert mit Videos, neu vertont von Gerhard Schultz (Care Of Editions)

Felix Malnig, D (Detroit), 2007

Marianne Maderna, Negacity, 2004

http://ursulablicklevideoarchiv.com/

 

Claudia Larcher, INTER, 2014, 14 min 10 sek

Die Idee zur Installation INTER entstand während eines zweimonatigen Auslandsaufenthaltes in Tokio, der der Analyse der urbanen Struktur Tokios und der Erforschung des japanischen Begriffs des „MA“ diente. Der Begriff des „MA“ kann ungefähr als „Intervall“ oder „Pause“ übersetzt werden, beschreibt aber eher das nicht fassbare Erleben eines physischen oder psychischen Zwischenraums. (…) INTER bietet am Beispiel T okios einen Blick in eine dystopische Zukunft möglicher Städteplanung und Energiewirtschaft, wobei die Natur sich immer mehr der Architektur unterordnen muss. (Claudia Larcher)

Axel Stockburger, Brilliant City, 2004, 19 min 2 sek

Der Titel bezieht sich auf den Namen des Drehorts, einen Wohnkomplex im Norden von Shanghai. Gänzlich vom 34. Stockwerk des Gebäudes gefilmt, liefert das Video einen voyeuristischen Blick auf die umliegende Stadt und fängt dabei alltägliche Aktivitäten, die von diesem Aussichtspunkt aus zu sehen sind. Der Film agiert im Rahmen eines bestimmten visuellen Bezugssystems, welches von Strategie- und Simulationsspielen (Sim City, The Sims) bekannt ist. Diesen distanzierten Blick nehmen gewöhnlich Städteplaner, Spieler von Videospielen oder Politiker ein. (Axel Stockburger)

Devis Venturelli, Loop, 2008, 3 min 6 sek

Der italienische Architekt und Künstler widmet sich der Erforschung urbaner Zonen. Er interveniert mit Hilfe von Skulpturen und Performances, die die Materialität und Formbarkeit des Stadtraumes wiederspiegeln. (Claudia Slanar)

Stoffe und Isoliermaterialien mit ihrer unterschiedlichen Textur und ihrer Tragbarkeit stehen meist zu Beginn eines künstlerischen Experimentierprozesses: Devis Venturelli hinterfragt das Verhältnis zwischen rigider, permanenter Architektur und deren Nachhaltigkeit und den nomadischen, ephemeren und biegsamen Formen, die gerade durch ihre Leichtigkeit denselben Effekt erzielen. (Fabio Carnaghi)

Maia Gusberti, Fragments of a city without a map, 2012, 8 min 45 sek

Das während eines Künstler_innen-Residency in Amman/Jordanien gesammelte, fragmentarische Material, das im Video zu sehen ist, wurde von mir noch mehr fragmentiert und dekonstruiert. Als nächsten Schritt versuchte ich, mich zu erinnern, die Teile neu zusammenzusetzen, und durch das Material zu einem neuen Ergebnis zu kommen, das auch mich nur überraschen konnte. Schließlich entstand daraus eine imaginäre Landschaft; im Video mit einer Stimme hinterlegt, die von Stadterfahrungen und persönlichen Erinnerungen berichtet. (Maia Gusberti, Claudia Slanar)

Siegmund Skalar, Gün ve Gece, 2013, 8 min

Farb- und leidenschaftslos hängt der Himmel über Istanbul. Zum inneren Monolog einer türkischen Frau weiten sich Aufnahmen aus dem privaten in den öffentlichen Raum. Der Blick aus dem Fenster eines fahrenden Autos lässt eine Stadt im Transit erkennen. Während die Metropole jedoch den Alltag abspult, vermittelt sich im Off ein Begehren, das darin keinen Platz findet; Die Arbeit basiert auf dem gleichnamigen Text der türkischen Autorin Helin Celik. (Siegmund Skalar)

Karl-Heinz Klopf, Tesvikiye, 2004, 5 min 23 sek

Das Video wurde im Istanbuler Stadtteil Tesvikiye gedreht, der auf sieben Hügeln erbaut wurde und damit eine ziemlich extreme Topographie. Dadurch war es in vielen Gegenden schwer, ein öffentliches Verkehrssystem zu implementieren. Die zwischen privat und öffentlich situierten Treppen vor den Häusern wurden somit zum Marker der individuellen Möglichkeiten von Design, in das urbane Gewebe einzugreifen. Im Kontrast zu europäischen Städten etwa, gab es in Istanbul nie einen Masterplan für das Design des Straßenpflasters. (Karl-Heinz Klopf, Sigrid Kurz)

Carlos Vasconcelos, Asphalt, 2013 2 min 21 sek

Das Video Asphalt ist eine Vignette, die beispielhaft einen Arbeitsprozess im Stadtraum zeigt, der zwar zur Erhaltung der Infrastruktur notwendig ist, aber meist als lästiges Übel wahrgenommen wird. Vasconcelos ist dabei fasziniert vom Material und seiner Erscheinungsform, dem Wechsel zwischen flüssig und dampfend-heiß zu kalt und erstarrt, wie auch von den Arbeitsschritten, Gesten und Werkzeugen, die zur Asphaltierung notwendig sind. Auf Ton-ebene werden diese Elemente durch experimentelle, elektronische Musik verstärkt, die den Rhythmus dieses kurzen Stückes Stadtbeobachtung vorgibt. (Claudia Slanar)

 

Neu vertont von Gerhard Schultz (Care Of Editions):

Felix Malnig, D (Detroit), 2007, 16 min (loop)

Felix Malnigs 2007 entstandenes Video zeigt uns einen vielgestaltigen Blick auf die Stadt Detroit von der einspurigen Hochbahn, dem „People Mover“, aus gesehen. Dabei handelt es sich um ein Transportsystem, das einen Kreis um die Innenstadt beschreibt. So gewährt die Zugfahrt den Passagieren – und damit den Betrachter_innen – die Möglichkeit, die vorbeiziehende Stadt, geprägt vom ökonomischen und sozialen Niedergang historischen Ausmaßes sowie dem Scheitern utopischer Projekte, im langsamen Prozess der Erneuerung mitzuerleben. … (Dan Devening)

Marianne Maderna, Negacity, 2004, 5 min 38 sek

Stadt / Negativ-Filter / Verbrannt, Verschneit; – erinnerte mich an Dresden 1945. (Marianne Maderna). Negacity ist die Annäherung an eine als Negativ, also in ihrer Umkehrung, gezeigte Stadt. Vorerst ist jedoch nicht klar, was tatsächlich zu sehen ist: Linien und dreidimensionale Gebilde auf einer weißen Fläche könnten ein Modell wie auch animierte Fotografien oder im Auflösungsprozess doch noch konservierte Filmbilder von etwas längst Vergangenem zeigen. Die Fragilität der Abbildung bleibt, selbst als der Originalton schließlich Aufschluss über das Dargestellte gibt. (Claudia Slanar)

Gerhard Schultz

Studierte Experimentellen Klang am California Institute of the Arts und Komposition an der University of Michigan, Ann Arbor. 2013 gründete er das Label »Care Of Editions« als experimentelle Vertriebsplattform. In seinen neuesten Arbeiten beschreibt er einen Zugang zum Akt des Hörens, der weniger direkt und sogar ein wenig lauter ist als bisher. Schultz vereint darin detaillierte skulpturale Untersuchungen von Ton und Zeit, die, obwohl formal stringent, mehrere Deutungen zulassen. Dabei vermischen sich Erfahrungen zwischen Zuhören und Erzählen, inklusive möglicher Unterbrechungen. Er lebt und arbeitet derzeit in Berlin.