Die Hafenstadt Le Havre im Norden Frankreichs ist besonders stark von der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs geprägt. Mich haben bei zahlreichen Aufenthalten neben der Nachkriegssarchitektur des Architekten Auguste Perret auch der Hafen und die in hoher Frequenz einfahrenden Containerschiffe interessiert, die diese Stadt neben Gütern auch mit Hoffnung, Träumen und Sehnsucht versorgen. Deshalb beschloss ich, selbst den Seeweg dorthin zu nehmen und mit einem Containerschiff in diesen Hafen einzufahren.
Die Meere verknüpfen schon immer die Welt, denn auf ihnen bringen Schiffe Güter und Menschen in die entlegendsten Gegenden. So haben sie vielfältige Funktionen als Transport- und Kommunikationsraum, sowie als Sehnsuchts- und Erinnerungsort.
Es gibt kaum einen anderen Ort als ein Schiff, an dem Aberglaube, Seemansgarn und Romantik so hart auf den realen Arbeitsalltag prallen. Vom Meer umgeben, verliert sich schnell das Gefühl für Zeit, Proportionen, Geschwindigkeit und Entfernungen. Der Übergang von Realität zu Fiktion innerhalb der Welt auf See ist fließend. Nicht nur metaphorisch ist das Schiff, das auf See einen in sich abgeschlossenen Raum bildet, über die Erzählungen und das Frachtgut mit allen Häfen und Zeiten verbunden.
Astrid Busch 2022
Bild: Christin Turner
Christin Turner
Christin Turner ist eine Filmemacherin und Videokünstlerin, die mit ihrer Arbeit versucht, unsere Vorstellungen von der Vergangenheit zu verändern und Traditionen mit einer neuen und moderneren Sichtweise zu würdigen. Sie stellt die Landschaft sowohl als Metapher als auch als Mittel zur Durchquerung psychologischen Terrains dar und erforscht die Möglichkeiten des Kinos als Ort der Transzendenz. Turners Verwendung von Farbe und Licht wurde als malerisch, impressionistisch und psychedelisch beschrieben.
Turner erwarb einen MFA an der University of Colorado in Boulder und einen BA an der Universität von Kalifornien in San Diego. Ihre Experimentalfilme wurden auf vdrome und Frieze veröffentlicht und wurden an verschiedenen Orten gezeigt, darunter das Museum of Modern Art, Internationales Filmfestival Rotterdam, Karlovy-Vary, Ann Arbor Film Festival, Edinburgh International Film Festival, Festival du Nouveau Cinema Montreal, 25FPS Festival, Kurzfilmtage Winterthur und bei den Kurzfilmtagen Hamburg, wo sie mit dem De-Framed-Preis (2017) ausgezeichnet wurde. Ihre Arbeit wurde durch Residencies bei MacDowell, der Bogliasco Foundation und der der Villa Sträuli.
What Happens to the Mountain 12:09 (USA) 2016
Der Berg ist noch kein Berg gewesen. Der Berg ist noch kein Berg. Der Berg wird bald ein Berg sein. Der Berg ist fast ein Berg. Der Berg ist ein Berg. Der Berg wird weiterhin ein Berg sein. Der Berg ist nur noch ein Berg. Der Berg ist nicht mehr ein Berg. Der Berg wird nicht mehr ein Berg sein. Der Berg wird nie wieder ein Berg sein. Der Berg war nie ein Berg. Der Berg ist ein Berg.
— Edvard Kocbek
What Happens to the Mountain greift auf literarische Quellen, Late-Night-Radio und alte Legenden zurück, um eine psycho-geografische Erfahrung in einer heiligen Landschaft zu beschwören. Ein Fernfahrer, ein Drifter, reist aus einer unbeständigen Realität in eine Vision des Jenseits, die vom Geist des Berges hervorgerufen wird.
Born to be Yves Klein Blue 4:53 (USA) 2016
Ein Bild blinkt auf dem Bildschirm auf. Der jugendliche Spitzel Richard Brun, 19, leuchtet an der Stelle, an die wo die Leichen der beiden Schwestern Gretchen, 17, und Wendy, 13, von ihrem Mörder Charles Schmid, 23, in die Wüste geschleppt wurden, aber nun nicht mehr gefunden werden können.
Der Film ist eine Improvisation, ein Gedicht, ein Lied, blaue Nächte in Palm Desert. Inspiriert von den Filmen von Vincent Grenier, Magiern, Rebecca Solnit und „Yves Klein Speaks!“
Vesuvius at Home 14:06 (USA/ITALIEN) 2018
Vulkane sind in Sizilien Und in Südamerika Ich urteile nach meiner Geographie. Vulkane näher hier Ein Lava Schritt zu jeder Zeit Bin ich geneigt zu klettern. Ein Krater, den ich besichtigen kann Vesuvius zu Hause.
— Emily Dickinson
Eine fantastische Reise von der Nachstellung des Untergangs von Pompeji in der Kindheit der Filmemacherin über Jahrzehnte und den Untergang bis hin zur Höhle der Sibylle, in der sie die Symbiose des Vesuvs mit dem Kino, der Erinnerung und Giambattista Vicos Zeitspirale entdeckt.
Land Rebel 2:00, (USA) 2018
Der Wind des Wandels dreht die Räder des Schicksals in Tularosa, New Mexico. Im Windschatten der Atombombenabwurfstelle in Alamogordo baut ein Mann mit Blumen in der Tasche – ein Land Rebel – einen buddhistischen Schrein, um ein Gegengewicht zum Strudel von Macht und Zerstörung zu schaffen.
Der Stein zu Wörlitz 5:10 (DEUTSCHLAND) 2019
„Vor mir steht der Vesuv. Nun wirf Flammen und Rauch. Ein außergewöhnliches Schauspiel! Stell dir ein riesiges Feuerwerk vor, das nicht eine Minute lang aufhört“
– Nikolai Wassiljewitsch Gogol
Eine erfahrungsbasierte Antwort auf den Wikipedia-Eintrag über den künstlichen Nachbau des Vesuvs in Wörlitz, Deutschland, und ein Dokument seines letzten Ausbruchs mit Pyrotechnik, gefilmt im Sommer 2019.
A Dream in Red 11:07 (UK/USA) 2020
Eine poetische, zeitreisende Meditation über eine ökologische Katastrophe mittels einer handbearbeiteten Schwarz-Weiß16mm-Montage von Menschen, die sich in einem mehrdeutigen Setting und Zeitrahmen verstecken. Indem er vom Zeitlichen zur ursprünglichen Erfahrung des Unbekannten übergeht, deuten allmähliche Hinweise subtil darauf hin, dass der Schauplatz Pompeji während des Vulkanausbruchs ist. In der Folgezeit tastet sich eine Frau ohne Augenlicht Weg in eine ungewisse Zukunft. Das Musikprojekt C H A I N E S der nicht-binären Komponistin Cee Haines begleitet das visuelle Werk mit einer dynamischen, modularen Partitur mit Live-Musikern und Elektronik.
Bild: Manfred Michl (Filmstill)
Foto: Thomas Bruns, R.J. Kisch, Stillleben
Sonja Alhäuser
Deutscher Riese – weiß, 2006, 0:45 min
Trickfilm-Loop mit 86 Bildzeichnungen
Das Stempeln der Zeichnungen, 2006, 4:05 min
Performance zur Ausstellung “Vom Pferd erzählen”, Kunsthalle Göppingen /Film Sohl Media
Zuckerspur, 2016, 6:15 min
Performance, UM Festival, Uckermark, Film Privat Media
R.J. Kirsch
Shadog, 2015, 0:41 min
Schattenwurf eines Hundes im Lauf
Stillleben, 2009, 12:33 min
Bälle, Flaschen und Plastikmüll sind gefangen in den Strudeln eines Stauwehrs
Manfred Michl
Untergang und Bergung der Titanic aus der Sicht des geistig behinderten Menschen, 2021, 21 min
Hans Zerban lernte ich durch meine Tätigkeit als Nachtwache in einer Wohngruppe der Lebensorte Berlin, eine Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen kennen.
In Gesprächen mit ihm während meiner Nachtdienste brachte Herr Zerban seine Vorliebe für Filme und Geschichten die von Katastrophen handeln, zum Ausdruck. Herr Zerban war besonders berührt vom Schicksal der Titanic. Ihn begeisterte die Vorstellung, die Titanic bergen zu wollen so sehr, dass er fest entschlossen war, ein Schiff zu entwerfen, welches in der Lage sein sollte, das Wrack der Titanic zu bergen.
Aus der Idee, die Titanic bergen zu wollen wurde ein nächtliches Kunstprojekt das über 12 Jahre dauerte.
Um das Projekt abzuschließen, schien mir ein Film, in dem Hans Zerban als Hauptdarsteller agiert und somit seine Idee hautnah erleben kann, am geeignetsten.
Im Jahre 2012 verwirklichten wir unseren Plan einen Film über unsere Zusammenarbeit zu drehen. Die Dreharbeiten dauerten sechs Monate.
Filmstill: Rohre, Sven Boeck, 2020
Kurzfilme Sven Boeck
Sven Boeck wurde 1965 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zum Mechaniker, Beschäftigungen als Kameraassistent, Regieassistent und Editor beim Fernsehen der DDR, studierte Sven Boeck ab 1987 in einem externen Fachschulstudium Regie. 1990 gründete er mit anderen Partnern aus der Medienbranche die Firma KOPPFILM, deren Geschäftsführer er bis 2010 war. Nach einer Umschulung zum Steuerfachangestellten arbeitet er seit 2015 beim Satiremagazin Eulenspiegel als Geschäftsführer und Verlagsleiter.
SMV 8.5, 2022, Länge: 11:24
Das Selektive Mikrovoltmeter ist ein Empfänger und Messgerät für hochfrequente Signale. Als Mechanikerlehrling beim VEB Messelektronik baute ich Geräte wie dieses zusammen. Ich habe eines am Anfang des Jahres bei eBay gekauft. Mit Bildern aus dem Gerät und Tönen empfangen von ihm erinnere ich mich an meine Zeit als Mechaniker zurück.
Beratung: Christina Schmidt
Stopmotion 1985, 1985/2020 Länge: 1:53
Ein Fundstück bei Überspielen von alten Filmmaterialien. Dieser Versuch aus dem Jahr 1985 auf 16mm-Film mit einer russischen Krasnogorsk-Kamera ist durch Lichteinfall an der Spiegelumlaufblende beschädigt. Die Filmrolle blieb ungeschnitten bei mir liegen, dadurch kam sie im Gegensatz zu meinen fertiggestellten frühen Experimentalarbeiten nicht in den Abfall bei der Abwicklung von Koppfilm. Die Musik ist von Hans Schanderl (www.hansschanderl.de).
Rohre, 2020 Länge: 5:33
Eine heimatkundliche Wanderung entlang von Heizungsrohren in Berlin. Luftaufnahmen via Google Earth Pro, Musik: Hans Schanderl, Beratung: Christina Schmidt, David Jeremy Achilles
Autofahren DDR 1988, 2019 Länge: 7:16
Material aus meiner Videoinstallation für die Ausstellung „Memo Abakus“ im Mai 2019 in Berlin. Die Fotos wurden im Jahr 1988 von mir aufgenommen. Der Verkehr bewegt sich an uns endlos vorbei, die Fahrenden bewegen sich vom Lichten ins Dunkle.
OSTKREUZ – Susanne lebt hier nicht mehr, 2022, Länge: 12:16
Die Gegend um den Bahnhof Ostkreuz kenne ich schon sehr lange. Als wir Ende 2019 mit dem Satiremagazin „Eulenspiegel“ (für das ich arbeite) dort hinzogen, erinnerte ich mich an die Geschichte, die ich dreißig Jahre zuvor über Susanne und diese Gegend schrieb. Susanne lebt hier nicht mehr, aber im Traum habe ich sie noch einmal getroffen, wenn sie den Ort ihrer Kindheit aufsucht. Autor, Kamera und Regie: Sven Boeck, Montage: Jürgen Winkelblech
LENINGRAD – Siegesgewiss strahlen die Bilder, 2020, Länge: 5:17
Einige Dutzend Dias (eines aus Wolgograd), Souvenirkauf eines Touristen in den siebziger Jahren, die Farben an den Rändern gebleicht durch chemische Ausdünstungen, von mir übereinandergelegt beginnen sie in surrealen Farben zu leuchten. Ist das noch sozialistischer Realismus? Musik: Hans Schanderl www.hansschanderl.de
Mauer, 2020 Länge: 4:55
Gedanken an der Berliner Mauergedenkstätte. Beratung: Christina Schmidt, Meeresbilder von Bord der MV Ocean Viking im zentralen Mittelmeer, (c) Flavio Gasperini/ SOS MEDITERRANEE und von www.pexels.com
Bild: Matthias Roth, Landscape I, videostill
Mit Beiträgen von:
Michelle Alperin & Joe Neave, Boisseau & Westermeyer, Patrick Borchers, Henrike Daum, Helmut Dick, Andreas Drewer, Kim Dotty Hachmann & Ginny Sykes, Yuki Jungesblut, Peter Kees, Ruppe Koselleck, Hanako Miyamoto, Matthias Roth und Stock‘n‘Wolf
Nervous Belly, 2020/2022
Michelle Alperin & Joe Neave
2:18 min, no sound
Jedes Bild in dem Video Nervous Belly von Michelle Alperin und Joe Neave wurde einzeln von Hand auf Papier gezeichnet. In Nervous Belly geht es um Intimität: Eine Frau möchte den Bauch ihres Mannes reiben und er möchte, dass sie ihn reibt. Aber er will nicht, dass sie seine Rundheit bemerkt. Aus diesem Grund versucht er, seinen Bauch einzuziehen, bevor sie sein T-Shirt anhebt. Manchmal gelingt es ihm, seinen Bauch einzuziehen, bevor sie sein T-Shirt hochzieht, aber manchmal ist sie schneller und die Rundungen liegen frei. In jedem Fall reibt sie seinen Bauch und versetzt beide in einen beruhigenden, hypnotisierenden Zustand der Glückseligkeit. Wozu sich schämen, wenn man so viel Vergnügen haben kann?
Der Freie Mensch – mit KI, 2019
Boisseau & Westermeyer
7:43 min
»Der Mensch fragt – die Maschine antwortet« bildet das Ausgangsdispositiv, mit dem Boisseau & Westermeyer ihre Hauptfigur ƒ konfrontieren. Was geschieht, wenn der Inhalt der Information optimiert wird und der Zugang zu ihr jederzeit möglich und unbegrenzt ist? Kennt der Algorithmus ƒ besser als dieser sich selbst? Lässt sich die Persönlichkeit von ƒ überhaupt noch nachweisen? Ist der Blick, mit dem er auf sich selbst schaut, noch der seine oder ist er zu jenem des Algorithmus geworden? Sind seine Erwartungen die eigenen oder hat er bereits den Algorithmus verinnerlicht? Das Fragen des Freien Menschen mit KI scheint keine Grenzen zu kennen, doch was geschieht, wenn alles Un-bekannte einmal beseitigt worden ist?
sunrise, 2010
Patrick Borchers
8:39 min
Nutsmasté, 2022
Henrike Daum
1:18 min
Plant Songs 3: Wegwarte / Blue dandelion, 2021
Helmut Dick
2:15 min
Ausgangspunkt von PLANT SONGS sind gepfiffene, selbst komponierte Melodien für drei bestimmte Pflanzen. Mit gebetsmühlenartigen Bewegungen steht die Arbeit zwischen Huldigung und Selbstvergessenheit und bezieht sich auf die Grenzen menschlichen Wahrnehmens und Kommunizierens in Relation zu anderen Lebensformen / Pflanzen.
GROSSE VÖGEL, KLEINE VÖGEL, 2022
Andreas Drewer
2:30 min
Ein flacher Gitterkorb ist an der Ecke eines Geländers befestigt. Von links hüpft eine Amsel heran und beginnt, das Vogelfutter im Korb zu fressen. Die Amsel fliegt wieder weg und sofort erscheint von links eine Taube und von vorne eine Blaumeise an der Futterstelle. Die Blaumeise verschwindet nach kurzer Zeit wieder, als von rechts eine Krähe heranfliegt. In einer weiteren Szene jedoch sind die drei ungleichen Vögel ganz nah und friedlich beieinander zu sehen. „Streitigkeiten“ entstehen ausschließlich zwischen zwei Tauben: Eine Taube wird von einer anderen immer wieder vom Futter flügelschlagend verjagt.
healing grounds, 2013
Kim Dotty Hachmann & Ginny Sykes
3:00 min
healing grounds zeigt die schnellen Veränderungen in Berlin-Friedrichshain. In kurzer Zeit wurden die sogenannten “Brachen”, freie städtischen Grünflächen, durch exklusive Appartment- und Wohnhäuser ersetzt. Das Video dokumentiert eine Intervention im öffentlichen Raum, in der wir auf poetische Weise die Aufmerksamkeit auf die Defizite der Stadtplanung lenken. Die Künstlerinnen äußern ihren Protest gegen diese Entwicklung mit einer Zeremonie, in der sie den Boden des Freudenberg-Areal für den zukünftigen Zweck vorbereiten. Eine 10 x 10 metergroße Bodenarbeit aus Gewürzen entsteht.
Schwere Waffen (SPz Marder 1A3), 2022
Uwe Jonas
4:16 min
Anknüpfend an meine Kindheitserinnerung des Modellbauens, meist Kampfflugzeuge des zweiten Weltkrieges, ging ich der Frage nach was schwere Waffen sein könnten. Bei einem bekannten Hersteller von Bausätzen bestellte ich vier, die dieser Kategorie entsprechen könnten und baute sie nacheinander zusammen Der Zusammenbau des SPz Marder 1A3 wird hier gezeigt.
Heikegani, 2019
Yuki Jungesblut
5:00 min
Der Heikegani (Heikeopsis japonica) ist eine in Japan beheimatete Krabbenart deren Panzer ein Muster aufweist, das einem menschlichen Gesicht ähnelt und von dem einige glauben, es sei das Gesicht eines wütenden Samurai. Eine lokale Legende besagt, dass diese Krabben die Reinkarnation der Heike-Krieger sind, die in der großen Schlacht von Dan-no-ura besiegt wurden und ertranken, wie es in der Geschichte der Heike heißt.
Die Krabbe aus dem Video wurde in einem Aquarium nahe Dan-no-ura beobachtet, wo sie wie ein Tänzer ihrerseits mit ihrem Spiegelbild wirbt, mit ihm kämpft, verzweifelt, die Handlung wiederholt und wiederholt.
Mir kam das Gedicht von Berthold Brecht in den Sinn:
Die Maske des Bösen
An meiner Wand hängt ein japanisches Holzwerk
Maske eines bösen Dämons, bemalt mit Goldlack.
Mitfühlend sehe ich Die geschwollenen Stirnadern, andeutend
Wie anstrengend es ist, böse zu sein.
Duet for flute and violin, 2020
Peter Kees
2:49 min
Das Video “Duet for flute and violin” von Peter Kees zeigt die Zerstörung zweier Instrumente. Eine Geige und eine Flöte werden nacheinander zusammengepresst wie ein Auto in einer Schrottpresse – buchstäblich plattgedrückt, einem Druck ausgesetzt, dem man nicht entkommen kann. Während des Zusammenbruchs gibt der Klangkörper Geräusche von sich, diese letzten klanglichen “Atemzüge” – keine Musik, sondern Klänge der Zerstörung. “Ich habe ein Video gemacht, in dem eine Geige gepresst wird, vielleicht als eine Art Kommentar zur Behandlung der Künste in der Corona-Zeit. Ich war sehr schockiert darüber, wie die Kunst zwischen Bordellen und Saunalandschaften subsumiert wurde. Ich empfand das definitiv als Missachtung”, so Peter Kees zu dem Video.
Den Opfern künftiger Kriege, 2015
Ruppe Koselleck
2:14 min
Die Liebe zum Kopffüßler in 3 Akten, 2021
Petra Lottje
5:30 min
Ich entschied mich für eine Figur, die von kleinen Kindern gezeichnet wird wenn sie beginnen Menschen zu zeichnen. In 3 Episoden erzähle ich in einfacher Form was passieren kann, wenn eine Kindheit nicht gut verläuft. Ursprünglich ist es die Geschichte eines deutschen Künstlers, Horst Janssen, gewesen. Es lässt sich übertragen auf viele, meisst männliche Charaktere. Wenn Kränkungen nicht verarbeitet werden (Szene 1) fordert das Kind im Mann den Konflikt heraus (Szene 2). Es endet im weißen Rauschen –
Szene 3.
Mein Tagebuch, 2016-2020
Hanako Miyamoto
7:18 min
landscape 1, 2015
Matthias Roth
8:30 min
Bar Stories, 2019
Stock‘n‘Wolf
3:27 min
Bild: Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist, Sabine Herpich, Filmstill
Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist
Ein Film von Sabine Herpich.
„In der Kunstwerkstatt Mosaik in Berlin arbeiten Künstler*innen mit Behinderung an ihren Werken. Sabine Herpich beobachtet sie bei der Arbeit und richtet den Blick auf die Institution selbst, auf die Abläufe, das Personal, die Räumlichkeiten. Ihr gelingt es, nicht die Behinderung der Menschen ins Zentrum zu stellen, sondern die künstlerische Arbeit. Um diese herum formiert sich die Institution und wird so primär als Institution für die Kunst und nicht als Institution für Menschen mit Behinderung sichtbar. Die Idee von Kunst wird ganzheitlich, beinhaltet die Menschen, die sie machen, wie auch die Orte, an denen sie erzeugt wird, meint das Sehen der Werke, das Sprechen über sie, meint aber auch: Kunst als Arbeit, mit Arbeitszeiten und Gehalt. Die Filmemacherin selbst ist nicht unsichtbar. Sie fragt die Künstler*innen nach ihren Gedanken, Ideen, Vorgehensweisen. In der Begegnung der Künstler*innen vor der Kamera mit dem Blick der Filmemacherin entsteht eine erhöhte Aufmerksamkeit und Sensibilität – für die Gestimmtheiten der Werke, ihrer Schöpfer*innen und Betrachter*innen, wie auch für die behutsame, nicht schüchterne, genaue, sich nicht verschließende Form dieses Films über Kunst.“ (Alejandro Bachmann, Berlinale Forum)
DOKKA dokKa-Preis der Stadt Karlsruhe
Duisburger Filmwoche: 3sat-Preis sowie eine lobende Erwähnung der Arte-Jury
Nominiert für den Preis der deutschen Filmkritik 2020
Credits:
DE 2020, 106 Min.
Mit: Adolf Beutler, Suzy van Zehlendorf, Gabriele Beer, Till Kalischer, Nina Pfannenstiel u. a.
Regie, Kamera, Montage: Sabine Herpich
O Ton Schnitt, Mischung: Marilyn Janssen
Color Grading: Florian Lampersberger
Titel- und Plakatgestaltung: Ulrike Damm
Produktion: Sabine Herpich, Tobias Büchner
Biografie:
Sabine Herpich, geboren 1973 in einer bayerischen Kleinstadt. Sie studierte Philosophie, Neuere deutsche Literatur und Soziologie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München sowie Filmmontage an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Sabine Herpich ist Mitglied des fsk Kino-Kollektivs und des Peripher Filmverleihs in Berlin, wo sie als freischaffende Filmemacherin und Editorin lebt und arbeitet.
Filmografie:
2012 Neukölln-Aktiv; 97 Min., Co-Regie: Gregor Stadlober; Dokumentarfilm
Rashidi hat sich schon immer von den Mainstream-Vorstellungen des Filmemachens entfernt und versucht, sich von den konventionellen Stereotypen des Geschichtenerzählens zu lösen. Stattdessen gründet er seinen filmischen Stil auf eine poetische Interaktion von Bild und Ton. Er verzichtet in der Regel auf das Verfassen von Drehbüchern und betrachtet den Prozess der Herstellung bewegter Bilder eher als Erkundung denn als Illustration. Sein Werk setzt sich intensiv mit der Filmgeschichte auseinander und beschäftigt sich vor allem mit Mystik, Philosophie, Esoterik, Kosmologie, Phänomenologie und Spuk. Die Filme sind wild experimentell und oft surrealistisch, magisch-realistisch und mysteriös und wurden mit der Remodernisten-Bewegung in Verbindung gebracht. Sie werden mit der Remodernismus-Bewegung in Verbindung gebracht. Sie werden durch seine oneirische Vorstellungskraft, seine idiosynkratischen Arbeitsmethoden und die traumhafte Erfahrung, sie zu sehen, vereint.
Erklärung des Regisseurs
Das Homo Sapiens Project (HSP) ist das Destillat und in gewisser Weise auch der Höhepunkt meiner experimentellen Filmpraxis. Ich habe mich immer dafür eingesetzt, zutiefst persönliche, formal experimentelle Arbeiten zu machen, die die Grenzen zwischen entfremdeter subjektiver Wahrnehmung und der unerschöpflichen Rätselhaftigkeit des bewegten Bildes aufheben. Ich betrachte das Kino (im weitesten Sinne des Wortes) als ein Labor. Meine audiovisuellen Arbeiten sind Experimente, bei denen meine Wahrnehmung und mein Innenleben als „Reagenz“ eingesetzt werden. Ich beginne meine Arbeit mit Ton und Bild und arbeite mich intuitiv nach außen zu Ideen vor. Ich verzichte im Allgemeinen auf das Schreiben von Drehbüchern und betrachte den Prozess der Herstellung bewegter Bilder eher als Erkundung denn als Illustration. Meine Arbeit ist eng mit der Filmgeschichte und meinem persönlichen Leben verbunden, sowohl als Künstler als auch als Mensch.
Diese Sonderausgabe von HSP wurde speziell für das studio im HOCHHAUS kuratiert. Sie spiegelt die unruhige, geheimnisvolle, formal anspruchsvolle und paradoxe Natur der Serie wider. Sie umfasst ein Jahrzehnt filmischer Experimente von den Anfängen im Jahr 2011 bis zum heutigen Tag.
Rouzbeh Rashidi (geboren in Teheran, 1980) ist ein iranisch-irischer Filmemacher. Er macht seit 2000 Filme und gründete zu dieser Zeit die Experimental Film Society in Teheran.
Bild: Romann Pfeffer, Vienna contemporary, 2015
Videos von Roman Pfeffer
Vienna contemporary, 2015, 2:46 min
„Der Sammler“ Roman Pfeffer als er die Arbeit von Aldo Giannotti bei der Vienna Contemporary 2015 aus der Ausstellungskoje unangemeldet herausschneidet.
Bei der Kunstmesse Vienna Contemporary zeichnet Aldo Gianotti an die Wand der Ausstellungskoje eine Motorsäge und setzt darunter den Schriftzug ‘This drawing can be taken for free if the collector comes with a chainsaw and saws the piece off the wall.’
Roman Pfeffer nimmt die Anweisung ernst und schneidet solange bis er letztendlich gestoppt wurde….
Waiting, 2011, 3:18 min
Das ohne erkennbaren Anfang und Ende geloopte Kurzvideo „Waiting“ von 2011 zeigt den Künstler als Wartenden („Waiter“). Er hält zwei Gläser in der Hand, zwei im Off befindliche Wasserschläuche befüllen diese fortwährend und bringen sie zum Überlaufen. Die statische Kamera verlangt nach laufenden Bildern, doch steht der Künstler erstarrt und gefangen im Korsett des Schicklichen, es gibt keinen Handlungsvollzug und keine narrative Schilderung. In „Waiting“ beschreibt Roman Pfeffer eine Haltung zwischen Konzentration und Zwang, „die Manifestation eines bestimmten Moments, der in einem Stillstand – eigentlich einem Zustand resultiert“. Erwartungen an Kunst, Künstler und Medium werden hier nicht erfüllt, das Zeit-Bild wird zu einem Statthalter der Verwehrung.
The Last Supper, 2009, 1:20 min
Kooperationsprojekt “The Last Supper” mit Aldo Giannotti, 2009, transformiert er bekannte Motive der Kunst- und Kulturgeschichte. Mit ihrer Zustandsveränderung und Neuinterpretation wird das Werke zur Metapher für Fragen zu Veränderung, Zeitablauf und Rhythmik.
Das Motiv erinnert an Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“, das aufgrund seiner perspektivischen Tiefe als Meilenstein der Renaissancemalerei gilt. Roman Pfeffer gibt dem vertraut erscheinenden Motiv der – noch leeren – Tafel eine neue Wendung. Nach einem Moment der Stille – einer Sequenz von etwa 30 Sekunden – tritt blitzartig für eine Sekunde Bewegung ins Bild zugleich wird der Raum von einem lauten Klirren erfüllt.
13 weiße Teller, 13 Gläser, 13 Bestecksets fallen von oben auf den Tisch herab und zersplittern mit lautem Getöse – danach stellt sich wieder absolute Stille ein. Sobald die schaukelnde Bewegung der letzten Scherben erstarrt ist, erlischt das Bild um wieder von neuem zu beginnen. Das Video thematisiert das – mit dem Bild der Tafel angedeutete – Mahl als Kulthandlung, bei der sich mit der Aussage Jesu „Einer unter euch wird mit verraten“ auf sinnbildliche Weise eine neue Wendung einstellt.
„The Last Supper“ ist eine Manifestation eines bestimmten Moments, der die Situation verändert und einen neuen Zustand dokumentiert. Die BetrachterInnen werden überrascht, die Schnelligkeit der Aktion lässt kaum Zeit, das Gesehene zu reflektieren, die vertrauten Aspekte fügen sich wie die Scherben zu einem neuen Bild zusammen.
Brain Twister (Autogyrocopter), 2015, 2:25 min
In der Arbeit, Brain Twister (Autogyrocopter), arbeitet Pfeffer mit einem 17,5 Meter langen Ruderboot aus Holz und entzieht es seiner ursprünglichen Funktion. Mitten im Wiener Prater stellt sich der Künstler auf ein Podest und setzt sich das Boot auf seinen Kopf. Mit Hilfe des Windes dreht sich das Ruderboot ganz langsam um die eigene Achse. Durch diesen scheinbar simplen Eingriff wird das Boot zu einem Propeller umfunktioniert.
Auch wenn Pfeffers Interventionen oft einen nüchternen und einfachen Eindruck machen, war die Umfunktionierung des Bootes mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Das Ergebnis ist ein skurril anmutendes und zugleich schönes Bild, das beim Betrachter poetische Assoziationen freisetzt.
The Restricted Conference, 2011, 6 min
Kooperationsprojekt Roman Pfeffer/Markus Hofer
Dass die aktuelle Situation chronischer Beschränkung oder gar Stornierung von Versammlungen dieser Arbeit eine überraschende Aktualität verleiht, war nicht vorauszusehen. Die erste Szene des Films zeigt einen leeren Raum. Auf abgenutztem Bretterboden breitet sich ein funktionaler Konferenztisch aus: lackierte Holzplatte, zwei massive Metallbeine, vier Auslassungen für Verkabelungen, ein Tasten -Telefon. Das ist alles, keine Stühle. In der Rückwand jedoch eine Reihe von Steckdosen: Was an diesem Tisch verhandelt wurde, sollte anschlussfähig sein, sollte in die Weite wirken. Kein Zweifel, hier wurden wichtige Entscheidungen getroffen. Schließlich treten beide Künstler hinzu, schnell wechselnde close-ups begleiten ihre geübten Handgriffe und ziehen in den Bann. Berechnend wird vermessen. Als handele es sich um einen Schauprozess oder eine ritualisierte Hinrichtung, nimmt das zerstörerische Werk seinen Lauf. Nichts verbindet diese Form der Demontage mit der blinden Aggression der Wiener Aktionisten Friedrich Achleitner und Gerhard Rühm, die im April 1959 unter ohrenbetäubendem Lärm auf offener Bühne ein Klavier zertrümmerten. Roman Pfeffer und Markus Hofer geht es nicht um Vandalismus, sondern um Transformation. Diesem Akt sehen wir aus der distanzierten Nähe eines Wissenschaftlers zu. Über Kamera und ohne Ton ist der Beobachterstatus auf rein visuelles Erleben ausgerichtet. Funken weißer Flammen sprühen, als die Metallsäge ansetzt. Zähtropfender Leim deutet die Wendung an. Am Ende ist der Tisch zwar verschwunden, doch liegen keine zerborstenen Trümmer vor uns. Zu sehen sind vielmehr zwei identische Stühle und das Telefon. Nur die runden Öffnungen in ihren Rückenlehnen und manch ungeschönte Kante verraten ihre Genese aus zweitverwendetem Material und erinnern an die fingierten papiernen Welten eines Thomas Demand.
Untiteld, 2006, 4:18 min
Eine kleine Geschicht um die Idee: Wer sich selbst ein Loch gräbt….
Bild: Sebastian Pöllmann
Lines Fiction Auswahl, Länge / Length 53 Min. zusammengestellt von Bettina Munk
Unser Projekt versammelt Zeichnerinnen und Zeichner, die ihre Zeichnungen als gleichwertig zu ihren Animationen verstehen. Wir zeigen, wie sich beide Medien gegenseitig inspirieren und ergänzen. Die Auswahl für dieses Programm beschränkt sich auf kurze Animationen: Viel mehr und längere Stücke kann man online auf linesfiction.de ansehen, da gibt es auch alle weiteren Informationen zu den hier gezeigten Filmen und natürlich unseren Newsletter.
Filmprogramm:
Manon Bovenkerk Eden, 2011, 1:44, no Sound eine Animation in der Tradition der frühen Zeichentrickfilme.
Juliane Ebner Knallerbsenbusch, 2012, 4:30, Text gesprochen von Juliane Ebner Juliane Ebner erzählt aus ihrer Kindheit und Jugend in der DDR und der Zeit der Wende.
Simon Faithfull 19 Planes Landing, 2020, 1:00, no Sound Simon Faithfull zeichnet seine Vorlagen für Animationen im Handy und lässt in Coronazeiten 19 Flugzeuge landen.
Tina Haber Interieur 0303, 3:22, no Sound Tina Haber wandert in ihren Aquarellierten Innenräumen durch Zimmer und Treppenhäuser, wie in Online Room Tours, und es entsteht eine gleichzeitig vertraute wie unheimliche Atmosphäre.
Aline Helmcke 16:9 clockwise anti-clockwise, 2017, 1:15, no Sound Ein Faden nimmt in der Screenweite des Bildschirms alle ihm möglichen Positionen ein.
Kakyoung Lee Dance, Dance, Dance, 2011, 2:20, Sound Die Standbilder eines Videos werden von Kakyoung Lee in Kaltnadelradierungen übersetzt, und dann für die Animation übereinander montiert, so dass alle Tanzbewegungen sichtbar werden.
Jakob Kirchheim Sternenstaub, Linofilm, 2012, 3:10, Text gesprochen Von Teresa Delgado Mit Linoschnitten von Jakob Kirchheim entstehen in Zusammenarbeit mit Teresa Delgado poetische Animationen, Poetry Films.
Simona Koch Abiotismus 4 / Körper 1, 2014, 1:22, Animation mit Plastillin, no Sound Mikroskopische Einblicke, wie in Simona Kochs Animation gezeigt, reflektieren ihre Beschäftigung mit Wissenschaft und Kunst.
Betina Kuntzsch Reise, 2014, 1;43, Computeranimation, no Sound Aus kleinen Fehlern und Störungen in Computerprogrammen entstehen die Animationen von Betina Kuntzsch.
Sarah Jane Lapp Catherine’s Rabbi, 2016, 3:49, Skyjelly Musik von Skyjelly mit Animationen von S J Lapp
Jennifer Levonian The Oven Sky, 2011, 4:42, Aquarell und Montage In detailreichen Zeichnungen montiert Jennifer Levonian einen Film über Gentrifizierung in ihrem Kiez in einer amerikanischen Stadt.
Petra Lottje Ohne meinen Anwalt, 2018, 2:14, 21 digital bewegte Portraits Im Strafgericht Moabit beobachtet Petra Lottje die Gesichter der Anwesenden und gibt deren Stimmung im bewegten Bild einen lebendigen Ausdruck.
David Mackintosh Precipice/Abgrund, 2019, 1:29, Aquarell In schnell aquarellierten Zeichnungen zeigt uns David Mackintosh Bilder von persönlichen und politischen Abgründen.
Miodrag Manojlovic House, 2012/13, 1:27, Sound Mit Bild und Ton schafft Miodrag Manojlovic eine surreal unheimliche Atmosphäre.
Serge Onnen Break, 2007, 2:09, Sound Wir sehen, wie vergnüglich man elektronische Geräte zerbrechen kann!
Sebastian Pöllman the way of life, 2008, 1:13, no Sound Liebe, Geburt, Tod, Verlassen: alles das in einer Minute.
Peter Radelfinger Animation 1, 0:38, no Sound Was alles rund um unsere PET-Flaschen passiert.
Matthias Reinhold domino, 2013, 0:43, no Sound Dominosteine fallen trickreich um.
Robert Seidel abogar | people part I, 2019, 3:47 Eine Computeranimation zur Musik, als retro-futuristisches Hybrid aus Pinselschwüngen und Programmierung.
Norbert Trummer Stadtkino Wien, 2015, 2:19, Musik: der schwimmer Der ausführliche Blick ins Stadtkino im Zeichentrick.
Nicole Wendel The Circle, 2017, 5:32, Kamera: Jérôme Ballack, Musik: Yohei Yamakado Zeichnungsperformance im Espace d’Art Contemporain André Malraux, Colmar
9. Juni bis 18. August 2021
GOLDT: Ready to Ride the Tiger
Videos 2005-2021 / 18 Minuten
portrait of a young woman AT/DE/NZ 2005, Farbe, Musik: pumice, 3 min.
Was sich nun im Gleichklang einer akustischen Gitarre vollzieht, ist eine Art Affektenlehre des weiblichen Körpers, vermittelt über Farbe und ihre vital changierenden Werte im Aufbau einer organischen Form. Irgendwann bricht plötzlich ein Rot aus dem Raster und droht alles zu überwältigen. Gleichbleiben und doch Anderswerden. (Marc Ries)
i deeply regret DE/AT 2008, Farbe, Stimme: Maria Garcia Rojo, 2 min.
Es geht um verpasste Rache und um versäumte Genugtuung. Mein Video zeigt einen Versuch, sich nachträglich mittels einer Machtphantasie aus der Opferrolle zu befreien: Nach langer, langer Zeit lebt hier jemand die Gegenwehr zur gesummten Melodie von Rocky tatsächlich aus.
spot on – spot off: UGANDA DE/A T 2009, Farbe, Stimme: Maria Garcia Rojo, 5 min.
Die Welt im Wohnzimmer. Projektiert wird das Standbild eines bequemen Lederfauteuils nebst Beistelltisch und Zeitungen, während eine Frauenstimme über die politischen Verhältnisse in Zentralafrika spricht. Auch von Coltan ist die Rede, jenem begehrten Rohstoff, der zur Herstellung von Mobiltelefonen abgebaut wird und in der Region für kriegerische Konflikte sorgt. „We cannot watch it anymore“, spricht die Frauenstimme. Karø Goldts außergewöhnliche Arbeit zeichnet sich durch diese Abwesenheit von (Kriegs-) Bildern aus. (Katalogtext Diagonale 2011)
FEMICIDE DE/USA 2020, Farbe, Musik: Timothy Shearer, 6 min.
Hier geht es um die Tötung von Frauen durch Männer, die eine enge Beziehung zu ihren Opfern haben. Es ist schwierig, einen experimentellen Film zu diesem Thema zu machen, aber die Situation der steigenden Zahl an Femiziden in Deutschland muß angesprochen und diskutiert werden.
Ready to Ride the Tiger DE/USA 2021, Farbe, Musik: Timothy Shearer, 1 ½ min.
Dieses kurze Video war ursptünglich ein Trailer für eine Veranstaltung. Diese ist vorbei. Ich mochte den Trailer, also habe ich ein kleines und ironisches Gedicht geschrieben und das Video „Riding the Tiger“ genannt, was bedeutet, die „Angst“ zu verlieren.
Karø Goldt (*1967, lebt in Berlin) arbeitet seit 1993 mit dem Medium der künstlerischen Fotografie und seit 2001 mit dem Medium des experimentellen Kinos. Goldts Videoarbeiten werden aus digitalen und analogen Fotografien animiert. In den Videos arbeitet sie in engem Austausch mit verschiedenen Musikern. Karø Goldts Arbeiten wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen und auf Festivals gezeigt.
Goldts grafisch bemerkenswerte Videos basieren auf experimentellen und digital manipulierten fotografischen Abzügen, die durch die Animation zu verstörend schönen Bildkompositionen werden: formal minimalistisch, sinnlich intensiv. Indem sie einerseits reale Objekte akribisch beobachten und verfremden, andererseits virtuelle Bildwelten schaffen, die an Realitäten erinnern, erreichen Goldts Filme einen Zustand des Dazwischen. Goldts künstlerische Methodik nähert sich der Frage nach dem Bildhaften und der Zeit mit den Mitteln der Fotografie und des Films. Goldt greift aktuelle Themen auf und hinterfragt in ihrer Arbeit u.a. gesellschaftspolitische und ethische Dynamiken der Gesellschaft.