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Anne Gathmann, Antonia Low

Zu Beginn, ein sich senkender Türknauf

12. Januar bis 16. März





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Der Raum (Fortsetzung und Ende)

Ich möchte, daß es dauerhafte, unbewegliche, unantastbare, unberührte und fast unberührbare, unwandelbare, verwurzelte Orte gibt; Orte, die Empfehlungen wären, Ausgangspunkte, Quellen:

Meine Heimat, die Wiege meiner Familie, das Haus, in dem ich geboren worden wäre, der Baum, den ich hätte wachsen sehen, (den mein Vater am Tag meiner Geburt gepflanzt hätte), der Speicher meiner Kindheit, gefüllt mit intakten Erinnerungen …

Solche Orte gibt es nicht, und weil es sie nicht gibt, wird der Raum zur Frage, hört auf, eine Gewißheit zu sein, hört auf eingegliedert zu sein, hört auf, angeeignet zu sein. Der Raum ist ein Zweifel: ich muß ihn unaufhörlich abstecken, ihn bezeichnen; er gehört niemals mir, er wird mir nie gegeben, ich muß ihn erobern.

Meine Räume sind vergänglich: die Zeit wird sie abnutzen, wird sie zerstören: nichts wird mehr dem gleichen, was einmal war, meine Erinnerungen werden mich im Stich lassen, das Vergessen wird in mein Gedächtnis einsickern, ich werde einige vergilbte Fotos mit geknickten Rändern betrachten, ohne sie wiederzuerkennen. (…)

Der Raum schmilzt dahin, wie der Sand zwischen den Fingern zerrinnt. Die Zeit schwemmt ihn fort und läßt mir nur gestaltlose Fetzen zurück:

Schreiben: peinlich genau versuchen, etwas überleben zu lassen: der Leere, die sich höhlt, einige deutliche Fetzen entreißen, irgendwo eine Furche, eine Spur, ein Merkmal oder ein paar Zeichen hinterlassen.

(Georges Perec: Träume von Räumen, diaphanes, Zürich-Berlin 2014, 2. Auflage, S.155-156)

 

Anne Gathmann und Antonia Low werden zusammen und einzeln arbeiten, um die beiden für die freie Kunst reservierten Räume des studio im HOCHHAUS neu zu interpretieren, Einblicke zu schaffen und vor allem einen ortsbezogenen Ansatz zeigen, der mit kleinen Gesten große Wirkungen erzeugen kann.

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