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Wohnmaschienen





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Foto: Sãkums / The Beginning (Lettland 1961, Regie: Uldis Brauns); Rechte: Nacionalãis kino centrs (National Film Centre of Latvia)

 

Wohnmaschinen: Zwischen Metapher und sozialer Typologie

Kuratiert von Nele Saß

Do, 15. November 2018, 19 Uhr

#5

Sãkums / The Beginning

Lettland 1961, 10 min, OmeU, Dokumentarfilm, Regie: Uldis Brauns

‚Sãkums‘ ist der erste Teil einer Kurzfilm-Trilogie des Regisseurs, die sein Debut darstellten und sich Grossbaustellen in Lettland widmen: auf „Sãkums/The Beginning“ folgten „Celtne/Construction“, 1962 und „Strādnieks/The Worker“, 1963. In diesem Film wird der Aufbauprozess einer hydroelektrischen Station über den größten Fluss des Landes gezeigt. Die Beobachtung der Bauarbeiter, Fahrer und Ingenieure fokussiert beim Industriebau auf den menschlichen Aspekt. Eine Bildeinstellung, die Landschaften durch die Fenster eines noch offenen Rohbaus rahmt, gilt als Hinweis für Uldis Brauns‘ spätere poetisch-metaphorische Bildsprache.
Der Film markiert daher auch den ‚Beginn‘ der neuen Rigaer Dokumentarfilmschule, die in Erinnerung an Ansätze Dziga Vertovs in den 20er Jahren Dokumentarfilm vor allem als (visuelle) Kunst versteht und sich in der Ära des Tauwetters unter Chruschtschow vom ‚propagandistischen‘ Stil der Wochenschauen und den Dokumentarfilmern einer älteren Generation in Lettland absetzt.

Uldis Brauns (1932-2017), einer der ersten Dokumentarfilmer einer jüngeren Generation im Baltikum, der die VGIK (Staatliches sowjetisches Institut für Kinematographie, Moskau) in der Abteilung für Kameraleute (1959) und der Höheren Kurse für Drehbuch und Regie (1968) absolviert hatte, begann ab 1961 für das neu gegründete Rigaer Filmstudio tätig zu werden. Er wird zu einem der wichtigsten Vertreter der Rigaer Schule des poetischen Dokumentarfilms. Seine erste Arbeit als Kameramann: „Baltie zvani/White Bells“ (1961) in der Regie von Ivars Kraulitis, verwies bereits auf das Credo seiner Kunst, die für das poetische Kino der Zeit prägend werdenden langen metaphorischen Einstellungen und eine bestimmte Form des Schnitts. Der Film stellt die Beziehung eines Mädchens zu ihrer Umgebung dar, indem über tiefenscharfe Kameralinsen und kontrastierende Lichter und Schatten einer dynamischen Stadt auch die Spannung der künstlerischen Erzählung aufgebaut wird. Seine späteren langen Filme – wie der komplexe, unter großem organisatorischem Aufwand zum 50. Jahrestag der Revolution gemeinsam mit Herz Frank realisierte „Panorama“-Film „235000000“ (1967, Arbeitstitel ‚UdSSR 1966‘), der an vielen Orten der SU live aufgenommen und improvisiert wurde, folgen ebenfalls diesem Stil. „235 000 000“ wertet in einem Rundumblick über die Sowjetunion und ihre Errungenschaften das Individuelle und das Globale/Kollektive gleich hoch, weshalb der Film Probleme mit der Zensur bekam. Zu nennen sind auch seine aus Archivmaterialien erstellten Filme „Celojums uz Zemi/Journey to Earth“ (1977), „Mana zeme, manas mīlestības pasaule/My country, my love“ (1977) und „Ardievu, XX gadsimt!/Farewell, XX Century!“ (2006). Brauns „Motociklu vasara/Motorcycle Summer“ (1975) ist außerdem ein nach dokumentarischen Prinzipien gedrehter Spielfilm. (Quelle: National Film Centre of Latvia u.a.)

Filmographie (Auswahl): Sãkums/The Beginning (1961); Celtne/Building (1962); Strādnieks/The Worker (1963); 235000000 (1967); Motociklu vasara/Motorcycle Summer (1975); Celojums uz Zemi/Journey to Earth (1977); Ardievu, XX gadsimt!/Farewell, XX Century! (2006)

 

Le mani sulla città / Hands over the city

Italien 1963, 101 min, Ome; Regie: Francesco Rosi, Buch: Francesco Rosi, Raffaele La Capria

Neapel 1963. In den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Krieg ist die Stadt ein Schachbrett für die Spiele korrupter Politik und verschiedener Machtinteressen. Der Bauunternehmer Edoardo Nottola spekuliert mit dem Projekt zur Stadterweiterung. Bei Bauarbeiten seiner Firma stürzt in einem Armenviertel Neapels ein Wohnhaus zusammen. Nach Protesten der Opposition wird im Stadtrat eine Untersuchungskommission geschaffen, doch deren Arbeit versandet. Nottora weiß sich Verbündete zu schaffen. Er lässt das gesamte Viertel wegen Baufälligkeit räumen, um dort zu bauen, und wird zum Assessor gewählt. – Der Film thematisiert die unheilvolle Verflechtung von ökonomischer und politischer Macht im Italien der 60er Jahre und wird zu einer Parabel über Politik als Kunst der Machtergreifung. Le mani sulla cittá gewann bei den Filmfestspielen Venedig 1963 den Goldenen Löwen und steht auf der Liste der „100 Film italiani da salvare“. (Quelle: Istituto Italiano di Cultura/Italienisches Kulturinstitut, Berlin zur Retrospektive 2015)

Francesco Rosi, geb. 15. November 1922 in Neapel, gestorben am 10.Januar 2015 in Rom, war Filmregisseur und Drehbuchautor. Zwischen den 1950er und 1990er Jahren drehte er 20 Spiel- und Dokumentarfilme. Zu Beginn der 1960er erwarb sich Rosi durch seine neorealistischen Werke „Wer erschoss Salvatore G.?“ und „Hände über der Stadt“ den Ruf eines Spezialisten für Mafiafilme, ehe er Ende der 1970er Jahre mit seinem Filmstil brach und die poetische Literaturverfilmung „Christus kam nur bis Eboli“ und andere Filme vorlegte. Erst mit „Palermo vergessen“, 1990, kehrte er wieder zum Mafia-Genre zurück. In seiner Karriere wurde Rosi mit mehr als 30 internationalen Film- und Festivalpreisen ausgezeichnet, darunter die Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele von Cannes, der Goldene Löwe des Filmfestivals Venedig sowie ein British Academy Award.

Filmografie (Auswahl): La Sfida/Die Herausforderung (1958), I magliari/Auf St.Pauli ist der Teufel los (1959), Salvatore Giuliano/Wer erschoss Salvatore G.? (1962), Le mani sulla città/Hände über der Stadt (1963), Il momento della veritá/Der Augenblick der Wahrheit (1965), C’era una volta/Schöne Isabella (1967), U omini contro/Bataillion der Verlorenen (1970), Il caso Mattei/Der Fall Mattei (1972), Lucky Luciano (1973), Cadaveri eccellenti/Die Macht und ihr Preis (1976), Cristi si e formati a Eboli/Christus kam nur bis Eboli (1979), Carmen (1983), Cronica di una morte annunziata/Chronik eines angekündigten Todes (1987)

 

Nächtse Termine:

Do, 29. November 19 Uhr
Banoptic / Panoptic
Libanon/Vereinigte Arabische Emirate 2017, 71 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie: Rana Eid

Vortrag von Irit Neidhardt: “Der Bürgerkrieg im aktuellen libanesischen Kino”

Do, 13. Dezember 19 Uhr
Superjednostka
Polen 2014, 20 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie/Buch: Teresa Czepiec

High-Rise
Grossbritannien 2015, 112 min, OmdU
Regie: Ben Wheatley
mit Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Mille

 

Wohnmaschienen #4
Kuratiert von Nele Saß

Pallasseum

Deutschland 2016, 25 min, Dokumentarfilm

Regie/Buch: Manuel Inacker

Produktion/Vertrieb: Filmuniversität Potsdam-Babelsberg Konrad Wolf

In Anwesenheit des Regisseurs Manuel Inacker

Spielerisch-kombinatorische Bestandsaufnahme des Gebäudekomplexes Pallasseum in Berlin-Schöneberg, das die Vision eines unaufgeregten Nebeneinanders urbaner Lebenswelten

entwirft. In dem zwölfgeschossigen Betonriegel, 1977 nach einem Entwurf von Jürgen Sawade erbaut, befinden sich 514 Wohnungen, fast 2000 Menschen unterschiedlicher Nationalität wohnen hier. Im Berliner Volksmund wurde das Gebäude von Anbeginn als „Sozialpalast“ diffamiert. PALLASSEUM – UNSICHTBARE STADT ist der Versuch, dem räumlichen und sozialen Ensemble unbelastet näherzukommen. Die Bildfläche ist horizontal in drei Felder geteilt, die Leinwand erscheint wie ein Triptychon. Räumliche Trennungen werden überwunden und fügen sich zu einer eigenen Kinoästhetik. Einerseits entsteht so ein konzentriertes Geflecht aus Nachbarschaften und Echos, andererseits formen sich Skizzen tatsächlicher und möglicher Erzählungen. Wenn Geschichten das tragende Fundament eines jeden Ortes bilden, dann stellen Orte wiederum Möglichkeitsräume für Geschichten dar. Wie werden Biografien, die darin verwickelt sind, von baulich-urbanen Kräften geformt, und wie wirken sie umgekehrt auf diese zurück? (Quelle: 66. Internationale Filmfestspiele Berlin, Perspektive Deutsches Kino, 2016)

Manuel Inacker, geboren 1989 in Siegen, ist ein deutsch-kroatischer Regisseur. Er absolvierte ein Bachelorstudium in Politik, Soziologie und Philosophie an der Universität Erfurt sowie an der Bosporus-Universität in Istanbul. Nach längeren Aufenthalten in verschiedenen Ländern, u. a. in China, Australien und der Türkei wohnt er derzeit in Berlin. Seit 2014 studiert er Spiel- und Dokumentarfilmregie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.

PALLASSEUM – UNSICHTBARE STADT ist sein erster dokumentarischer Kurzfilm.

Festivals: Internationale Filmfestspiele Berlin – Perspektive Deutsches Kino (2016), Sehsüchte – Internationales Studentenfilmfestival, Potsdam (2016) u.v.a.

Filmografie:

2018 – La Bestia – Train of the Unknowns (Festivals: Dokfest München 2018, IDFA Amsterdam 2018)

2016 – Pallasseum – Unsichtbare Stadt (Festivals: Berlinale 2016)

2015 – Cocoon (Festivals: San Diego Film Festival 2015)

Africa Shafted: under one roof

South Africa 2011, 54 min, eUT

Regie/Produktion/Kamera/Schnitt: Ingrid Martens

So wie Südafrika das ökonomische Zentrum des Kontinents ist, ist folglich Johannesburg sein Tresorraum – und daher ein Magnet für Migranten aus allen Ländern Afrikas, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind. Im Herzen Johannesburgs steht Afrikas höchstes Apartmenthaus, das Hochhaus Ponte City, das über alle Turbulenzen hinauszuragen scheint, eine Rotunde, die berüchtigt und von den meisten Johannesburgern gefürchtet wird. Ein Turm mit 54 Etagen, der 4400 Männer, Frauen und Kinder beherbergt, von denen einige Südafrikaner sind, viele aber auch aus allen anderen Ländern Afrikas stammen – das ‚Ponte‘ ist Klein-Afrika.

Der Film von Ingrid Martens folgt einem einfachen Konzept. Alle Aufnahmen wurden im engen Raum eines Aufzugs gedreht, die Kamera liefert daher kurze Momentaufnahmen aus dem Leben der Mitfahrenden, die gerade ihre Wohnung verließen oder in diese zurückkehren. Entsprechend wird das Zeitgefühl des Films von der kurzen Anwesenheit der Mitreisenden bestimmt, die den Aufzug bald wieder verlassen. Wie sie sich der Kamera und den anderen Mitreisenden gegenüber verhalten, variiert. Neben Situationen mit überraschenden, witzigen und auch tragischen Geständnissen, auch schockierenden Aussagen über die Nachbarn aus den anderen Etagen, entwickeln einige der Bewohner mit der Zeit eine Beziehung zur lange Zeit im Aufzug anzutreffenden Kamera. Andere schweigen, abgesehen von ihrer Körpersprache, beständig. Auch der Lift selbst erzeugt dabei diesen Effekt: Menschen aus den unterschiedlichsten Gegenden und Kulturen Afrikas lernen im Aufzug des Ponte, miteinander zu interagieren. Manchmal können Vorurteile plötzlich weichen, so deuten das die (von der Kamera) beobachteteten Geschehnisse an, es gibt persönlichen Zuspruch bei Problemen, auch politische Stellungnahmen – etwa zur deutlich wachsenden Xenophobie gegenüber den ‚Nigerianern‘ (wobei diese Bezeichnung eine ganze Reihe von Ländern einschliesst). Der Zuschauer wird im kommunalen wie klaustrophobisch engen Raum des Lifts in die Atmosphäre der Gespräche einbezogen und auch mit den dahinter liegenden Spannungen konfrontiert. Den Vibe eines ganzen Kontinents, den der Film im Ponte-Gebäude sieht, unterstützt auch die mit Bedacht ausgesuchte Musik von bekannten und unbekannten Musikern, die einem Rhythmus der Befreiung folgen. Der über 5 Jahre gedrehte Film von Ingrid Martens gibt den im Ponte Tower lebenden Afrikanern, welche nach der Apartheid in Südafrika häufig als Krimimelle gebrandmarkt wurden, eine Stimme und ein Gesicht. Er entdeckt es hinter den Fenstern des siloartigen Betonturms.

Der Film ist jenen gewidmet, die bei den xenophoben Attacken im Jahr 2008 verstarben, sowie Jackson Kaujeua und Timothy Boyd, die 2010 starben.

(Quelle: http://africahsafted.co.za)

Preis der Jury des Cinema Planeta Filmfestival, Mexiko 2012 für den originellsten kinematografischen Ansatz, in der offiziellen Auswahl für das Africa in Motion Edinburgh Filmfestival, Schottland, das New York African Film Festival und das Doc Watchers New York, das Tri-Continental Festival und das International Durban Film Festival, Südafrika, das Africa World Documentary Festival, das Lesotho Film Festival und viele andere

Ingrid Martens, Master in Kultur und Medienwissenschaften, Abschlussarbeit über die Anfänge des regionalen Fernsehens in Südafrika. Aus ihrer Zusammenarbeit mit vielen Journalisten während dieser Forschung folgt die Teilnahme am Professional Programme for Journalists in Atlanta. Im Anschluss Produktionsleiterin des ersten südafrikanischen Büros des bekannten Produktionshauses Camarapix in Kenia. Ingrid Martens produzierte und assistierte bei der Produktion von Nachrichten und Filmen in Ländern wie Kenia, Simbabwe, Liberia, Guinea, Ruanda, Mozambique und Angola, für Sendungen der CNN, BBC, SABC und e-TV. Sie arbeitet für die South African Broadcasting Corporation, Multimesh, Can TV, Al Jazeera English. Sie produzierte außerdem Werbevideos für die Planned Parenthood Federation und die United Nations University for Peace.

Als Journalistin und Filmemacherin erhielt sie den CNN African Journalist Award für ihre Geschichte über die Tests von Jungfräulichkeit, die von bestimmten afrikanischen Gemeinschaften als Mittel im Kampf gegen HIV angesehen werden. Ihr Dokumentarfilm „Africa Shafted: under one rood“ wird zu vielen Festivals und Vorführungen in Kunstzusammenhängen eingeladen, da er Debatten über die afrikanische Identität stimuliert.

 

Do, 4. Oktober 19 Uhr

#2

12 y Malecón, Habana

Deutschland/Kuba 2012, 52 min, OmdU, Dokumentarfilm

Regie/Produktion/Kamera: Elí Roland Sachs

Co-Regie/Ton: Maria Kindling

(34. Internationales Festival des neuen lateinamerikanischen Kinos, Havanna 2012; Kino Latino, Köln 2012; 26. Filmfestival Cottbus 2016)

Vor dem Film berichtet Maria Kindling in einem kurzen Vortrag über das geplante Gesetz 349, das die kubanische Regierung verabschieden will, und dessen weitgehende Folgen für das gesamte Kunstschaffen Kubas.

Bildung für alle war von Anfang an ein wichtiges Aushängeschild des tropischen Sozialismus. Durch die jahrzehntelange Krise ist auch hier manches aus den Fugen geraten. Der Regisseur Elí Roland Sachs gibt Einblick in den Alltag von kubanischen Studierenden rund um das größte kubanische Studentenwohnheim direkt an der Uferpromenade in Havanna: Das Essen in der Mensa und Studierende beim Reinigen der Flure. Gespräche in den Sechsbettzimmern über alltägliche Probleme: Gab es Wasser am Wochenende? Ist der Strom ausgefallen? Ein kubanischer Student liest Wladimir Kaminer im Original und diskutiert über den deutschen Konjunktiv. Im Flur ein Wandgemälde: Fidel Castro schaut ernst, aber gütig in die Ferne, darunter steht: „Hier wurde ich zum Revolutionär.“ (Katalog, Filmfestival Cottbus 2016, WMH)

Das Haus in bester Lage, das mit blass-roten Balkonen auf weißem Stein an der Kreuzung 12 y Malecón, Havanna, direkt an der Meerpromenade stolz in die Höhe ragt, beherbergte früher Luxusapartments und ist jetzt das größte Studentenwohnheim Kubas. Der Vorspann benennt das nationale Stipendienprogramm, das 12 Monate freien Studierens und Wohnens beinhaltet und somit ein noch gültiger Bestandteil des (ehemals) sozialistischen Anspruchs auf Bildung für alle ist. Viele, die dort lernen und leben, ziehen nach dieser Zeit weiter, was eines der mehrsprachig diskutierten Gesprächsthemen im Film ist. Elí Roland Sachs und Maria Kindling gehen bei ihren Aufnahmen ganz vom Alltag der Studierenden mit all seinen Verrichtungen in dem von außen meist sonnendurchfluteten Haus aus, gezeigt wird das Aufwachen in den Sechs-Bett-Zimmern, die Arrangements um die Badezimmernutzung, gemeinsames Essen oder Tischtennisspielen und auch das Lernen. Essentielle Probleme wie die zeitweilig aussetzende Wasserversorgung bringen die Studierenden-Gemeinschaft dabei noch stärker zusammen. Gelegentlich fällt der Blick der subjektiv wirkenden Kamera auch nach draußen, was die aufgefangenen Stimmungen unter den Bewohner*innen noch unterstreicht, wo aus dem Fenster geschaut oder beiläufig von der lange zurückliegenden Ausreise der Schwester über eine Lotterie in die USA erzählt wird. Von kubanischer Geschichte und Gegenwart zeugt auch der gelegentliche Blick der Kamera auf alte Plakate Fidel Castros oder Che Guevaras, oder auch die beinahe gespielt wirkende ‚amtliche‘ Beflissenheit der Pförtner des Haues. Das lebendige Bild vermitteln jedoch ausschließlich die Protagonisten und Bewohner*Innen des Hauses selbst.

Im Anschluss an den Film Gespräch mit Maria Kindling.

Elí Roland Sachs

Geboren 1985 in Göttingen / Aufgewachsen in verschiedenen Ländern Afrikas (Senegal, Ruanda, Botswana, Kamerun) / 2005-2007 Arbeit als Kameraassistent und Beleuchter bei Werbe- und Kurzfilmdrehs / 2007-2013 Student an der Kunsthochschule für Medien Köln mit Spezialisierung auf Dokumentarfilmregie und Kamera / 2010 Sechsmonatiger Auslandsaufenthalt in Senegal / 2011 Auslandssemester an der Escuela Internacional de Cine y TV in Kuba / 2014 Gründung Dokomotive Filmkollektiv / 2015 Mediengründerstipendium NRW / Seit 2013 freischaffend tätig als Regisseur, Kameramann und Produzent.

Filmografie (Regie): Schminknovelle (Kurzfilm 2006), Vogelfrei (Kurzfilm 2007), Vogelperspektive (Kurzfilm 2009), Kölner Verfahren (Kurz-Dokumentarfilm 2010), Le Charretier de Yoff (Kurz-Dokumentarfilm 2010), La tailleuse de pierres (Kurzfilm 2010), Autour d’une vision (Kurz-Dokumentarfilm 2010), Inspektionen (Kurz-Dokumentarfilm 2012), Atemwege (Dokumentarfilm 2013), Bruder Jakob (Dokumentarfilm 2016) – Bester Dokumentarfilm, Dokfest München 2017

Maria Kindling

Geb. und aufgewachsen in Halle, nach dem Abitur eineinhalbjähriger Aufenthalt in Nicaragua und Mitarbeit an einem Dokumentarfilmprojekt. Studium der Ethnologie und Sozialwissenschaften in Berlin, gesellschaftliches Engagement und Filmassistenzen, Auslandsjahr in Kuba und Mitarbeit an diversen Dokumentarfilmprojekten.

 

Nächtse Termine:

Do, 18.Oktober 19 Uhr
………………….
Frankreich 1973, 104 min, themrockistische OF
Regie/Buch: Claude Faraldo
mit Michel Piccoli, Beatrice Remond, Marilù Tolo, Miou-Miou

Do, 1. November 19 Uhr
Pallasseum
Deutschland 2016, 25 min, Dokumentarfilm
Regie/Buch: Manuel Inacker
In Anwesenheit des Regisseurs Manuel Inacker (angefragt)

Africa Shafted – under one roof
Südafrika 2011, 54 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie/Produktion/Kamera/Schnitt: Ingrid Martens

Do, 15. November 19 Uhr
Sãkums / The Beginning
Lettland 1961, 10 min, Dokumentarfilm

Le mani sulla città / Hands over the city
Italien 1963, 101 min, OmeU
Regie: Francesco Rosi
mit Rod Steiger, Salvo Randone

Do, 22. November 19 Uhr
Vortrag von Annette Erlenwein: „The city is no trading floor. Stadtentwicklung in Beirut unter kapitalistischem Vorzeichen“

Do, 29. November 19 Uhr
Banoptic / Panoptic
Libanon/Vereinigte Arabische Emirate 2017, 71 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie: Rana Eid

Vortrag von Irit Neidhardt: “Der Bürgerkrieg im aktuellen libanesischen Kino”

Do, 13. Dezember 19 Uhr
Superjednostka
Polen 2014, 20 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie/Buch: Teresa Czepiec

High-Rise
Grossbritannien 2015, 112 min, OmdU
Regie: Ben Wheatley
mit Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Mille

 

 

Do, 13. September 2018, 19 Uhr

#1

Das Programm startet mit drei zur Volkserziehung intendierten Kulturfilmen aus den 50er Jahren der ČSSR, die sich im weitesten Sinne mit Fragen des Wohnens und gesunden Lebens befassen.
Kuratiert mit Unterstützung von Lena Serov.

Ovocné štávy / Fruit Juices, 1959, Regie: Ludvík Hájek, 2 min
Domy z panelů / Blocks of Flats, 1959, Regie: Jiří Menzel; 6 min
Údoli zdraví a klidu / Valley of peace and health, 1949, Regie: Kurt Goldberger, 7 min
Alle Filme OmeU

Im Anschluss:

Zablácené Město / Muddy Town (dt. Die Schlammstadt)
ČSSR 1963, 8 min, Dokumentarfilm
Regie/Buch: Václav Táborský

Panelstory aneb jak se rodí sídliště / Prefab Story
(dt. Geschichte der Wände oder Wie eine Siedlung entsteht)
ČSSR 1979/1981, 100 min, OmeU
Regie/Buch: Věra Chytilová

Unter der weit gefassten Überschrift „Wohnmaschinen“ werden von September bis Dezember internationale Dokumentar- und Spielfilme vorgestellt. Der von Le Corbusier 1921 eingeführte Begriff, der ursprünglich das Haus als eine ‘Maschine zum Wohnen’ bezeichnete, bezieht sich später u.a. auf einen komplexen Gebäudeentwurf wie seine Unité d’Habitation. Die Inszenierung eines (Hoch-)Hauses als einer Welt in sich wird im Film von einem ganzen Genre vertreten. Während sich dort Gesellschaftsutopien oder -dystopien entfalten, eröffnen die Dokumentarfilme über ‘Wohnmaschinen’ direkte und ungewöhnliche Einblicke in die Realität. Das Filmprogramm führt sowohl in ein Studentenwohnheim in Kuba, als auch in den berüchtigten Ponte Tower in Südafrika. Die soziale ‘Randsiedlung’, der in den Filmen des italienischen Neorealismo eine wichtige Rolle zukommt, wird anhand eines höchst aktuell wirkenden Spielfilms um Bauspekulation in Neapel aus dem Jahr 1963 verhandelt. An Fragen der Stadtentwicklung und ihrer Politik knüpft weiter ein libanesischer Spielfilm an. Im Anschluss führt ein neuer Dokumentarfilm in den Beiruter Untergrund, der als Ort unbewältigter kollektiver Erinnerungen an den Bürgerkrieg lokalisiert wird. Das Finale der Filmreihe bilden schliesslich ein Dokumentarfilm aus Polen über eine Wohnmaschine in Kattowice und ein phantastischer Spielfilm nach einem Roman von J.G. Ballard zum Thema.

Das Programm wird ergänzt von Kurzfilmen und Vorträgen zu Architektur, Gesellschaft und nationaler Filmkultur

Nächtse Termine:

Do, 4. Oktober 19 Uhr
12 y Malecón, Habana
Deutschland/Cuba 2012, 52 min, OmdU, Dokumentarfilm
Regie/Produktion/Kamera: Elí Roland Sachs

Vortrag von Maria Kindling: „Die aktuelle Kulturpolitik Kubas: Das Gesetz 349 und die Folgen für Kunstschaffende“

Do, 18.Oktober 19 Uhr
Aprili (dt. April)
SU (Georgische SSR) 1961, 46 min
Regie: Otar Iosseliani
mit Tanja Chanturia, Gia Tschirakadze, Akakij Chikvaidze

Themroc
Frankreich 1973, 104 min, themrockistische OF
Regie/Buch: Claude Faraldo
mit Michel Piccoli, Beatrice Remond, Marilù Tolo, Miou-Miou

Do, 1. November 19 Uhr
Pallasseum
Deutschland 2016, 25 min, Dokumentarfilm
Regie/Buch: Manuel Inacker
In Anwesenheit des Regisseurs Manuel Inacker (angefragt)

Africa Shafted – under one roof
Südafrika 2011, 54 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie/Produktion/Kamera/Schnitt: Ingrid Martens

Do, 15. November 19 Uhr
Sãkums / The Beginning
Lettland 1961, 10 min, Dokumentarfilm

Le mani sulla città / Hands over the city
Italien 1963, 101 min, OmeU
Regie: Francesco Rosi
mit Rod Steiger, Salvo Randone

Do, 22. November 19 Uhr
Al bayt al Zahr / Around the pink house
Frankreich/Canada/Libanon 1999, 92 min, OmeU
Regie: Joana Hadjithomas, Khalil Joreige
mit Hanana Abboud, Fabi Abi Samra, Asma-Maria Andraos

Vortrag von Annette Erlenwein: „The city is no trading floor. Stadtentwicklung in Beirut unter kapitalistischem Vorzeichen“

Do, 29. November 19 Uhr
Banoptic / Panoptic
Libanon/Vereinigte Arabische Emirate 2017, 71 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie: Rana Eid

Vortrag von Irit Neidhardt: “Der Bürgerkrieg im aktuellen libanesischen Kino”

Do, 13. Dezember 19 Uhr
Superjednostka
Polen 2014, 20 min, OmeU, Dokumentarfilm
Regie/Buch: Teresa Czepiec

High-Rise
Grossbritannien 2015, 112 min, OmdU
Regie: Ben Wheatley
mit Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Miller