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BERLIN EXCELSIOR

Erik Lemke, Dokumentarfilm, Deutschland 2017, 87:18 Min

Der anonyme Berliner Stahlbetonbau Excelsior ist für viele seiner Bewohner nur Zwischenhalt. Sehr bald schon soll das Leben besser werden und jeder hilft sich auf seine Art: Mit „Invisible Make-up” will der 49-jährige Michael an frühere Erfolge als Escort-Boy anknüpfen. Claudias Zeit als Tänzerin ist zwar vorbei, neue Fotos sollen ihr jedoch den Weg zurück auf die Bühne ebnen. Norman will mit seinem Start-Up „ChangeU” anderen Menschen zum Glück verhelfen, und sich selbst zu einem schicken Sportwagen. Kaum einem gelingt es, sich den Reizen der Erfolgsgesellschaft zu entziehen.

Inhalt
Aus den Fenstern der Skybar Solar im 16. und 17. Stock des Excelsior-Hauses können sich Berlin-Entdecker einen Überblick über die Stadt verschaffen, und übersehen doch das interessantere Panorama, dass sich direkt unter ihnen verbirgt – in jedem der 514 Apartments des ehemals größten Wohn- und Geschäftshauses der Stadt.

Michael wohnt im 14. Stock und sagt, er hätte fast nichts zu verlieren. Ohne Hemmungen macht sich der smarte Holländer um 20 Jahre jünger, empfängt einen neuen Lover und gibt via Internet Tipps zum unauffälligen Schminken. Sie sind Teil der Antwort, wie man wohl „bei Jungs landen“ kann. Michael bietet auch Escortdienste an. Er möchte gern sein Leben zurück, das er früher hatte: tolle Dinge machen und einfach mal etwas kaufen können…

Norman aus der 12. Etage sagt von sich, er sei „hyperaktiv und schnelllebig“. Der Kindererzieher und Reiseleiter will es mit 30 Lebensjahren endlich schaffen. Mehr Geld, mehr Anerkennung! Als Life-Coachs wollen er und sein Kumpel Patrick mit Partys und Fitness Menschen dabei helfen, Selbstbewusstsein aufzubauen. Dabei hängt Norman selbst eher durch. Doch das offenbart er höchstens vor seiner Mutter, wenn scheinbar nichts mehr geht.

Claudia ist Empfangsdame im Restaurant „Solar“. Das Ex-Revuegirl hat gerade noch einmal Schauspiel und Ökonomie studiert. Für den Schritt in die Selbständigkeit sei es „noch nicht der Moment“. Stattdessen schlüpft Claudia für Bewerbungsfotos immer wieder in auffällige Kleider, angetrieben vom unbestimmten Wunsch, wieder Fuß zu fassen im Showbusiness.

Unterstützung erfahren Claudia, Michael und Norman vom wendigen Thüringer Richard, ebenfalls Bewohner des Hauses, der sich mal als Fotograf, mal als Unternehmensberater ausgibt und scheinbar für alles die richtige Lösung weiß.

Auch das Excelsior-Haus selbst war oft genug Objekt hochfliegender Pläne, die immer wieder scheitern. Fernsehbeiträge der 60er Jahre preisen die besonderen Vorzüge des attraktiven Neubaus an. Nur wenige Jahre später muss er zwangsversteigert werden.
Die Bewohner nehmen den Ort an, wie er ist. Für die meisten ist es nur eine Zwischenstation – für einige unter ihnen schon seit mehr als fünf Jahrzehnten.

REGIE-STATEMENT

In einem ähneln sich die Bewohner des Excelsior-Hauses. Sie halten sich selbstverständlich nur „vorübergehend“ in dem gesichtslosen Betonkoloss auf. Bald schon soll es besser werden und sie ziehen weiter – keiner scheint je anzukommen.
Hat es etwas Besonderes auf sich mit dem Gebäude, das seinem Namen Excelsior (lat. für ‚Das Erhabene‘) seit über 50 Jahren gerecht zu werden versucht? Oder ist das ewige Leben in der Warteschleife Ausdruck unserer Zeit?
Ein vages Lebensgefühl zu dokumentieren gelingt nur durch genaues Beobachten. BERLIN EXCELSIOR verliert sich nicht in den biographischen Details seiner Protagonisten, sondern schaltet nur kurz in ihre Lebensfilme. Wo Geschichten und Figuren nicht ganz auserzählt werden, bleibt Raum für Identifikation.

mit
Claudia Mittag, Norman Specht, Michael van Gemert, Richard Hebstreit u.a.

Kamera ANDRÉ KRUMMEL
Schnitt & Ton ERIK LEMKE
Schnittberatung MONIKA SCHINDLER
Dramaturgische Beratung PAWEL REINHARDT
Komponist TOBIAS BURKARDT
Sound Design SEBASTIAN TESCH
Mischung ANSGAR FRERICH

Redaktion JENS STUBENRAUCH

Produzent PETER ROMMEL

Buch ERIK LEMKE & ANDRÉ KRUMMEL
Regie ERIK LEMKE

Mit freundlicher Unterstützung von
BKM – DIE BEAUFTRAGTE DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN
MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG
DFFF – DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS
KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM
FFA – FILMFÖRDERUNGSANSTALT

Biographien der Filmemacher

ERIK LEMKE wurde 1983 in Dresden geboren. Er studierte von 2004 bis 2007 an der Staatlichen Universität für Film und Fernsehen in St. Petersburg bei Dmitri Sidorow Dokumentarfilmregie. Seinen Master legte er 2008 an der École Supérieure d’AudioVisuel in Toulouse ab. Nach einer Anstellung als Trickfilmanimator bei Balance Film in Dresden lebt er seit 2010 als selbstständiger Editor und Filmemacher in Berlin.
Neben Tätigkeiten als Editor u.a. bei der Web-Dokumentation „Europa: Die Ostgrenze“ (Regie:Tawan Arun/Joris Rühl, Gewinner Deutsch-Französischer Journalistenpreis 2013, Kategorie Multimedia) und als After-Effects-Composer beim Animationsfilm „Alois Nebel“ (Tomáš Luňák, Welturaufführung Internationale Filmfestspiele Venedig 2011, Auszeichnung als Bester Animationsfilm beim Europäischen Filmpreis 2012) arbeitet Erik Lemke an eigenen Dokumentarfilmen.

BERLIN EXCELSIOR ist sein Regiedebüt bei einem dokumentarischen Langfilm.

FILMOGRAPHIE (Auswahl)

2021 HOMÖOPATHIE UNWIDERLEGT?
Dokumentarfilm (86 min)
2017 BERLIN EXCELSIOR
Dokumentarfilm (87 min), Produktion Rommel Film in Koproduktion mit dem RBB
2016 MICH VERMISST KEINER!
Kurzdokumentarfilm (28 min), Premiere DOK Leipzig 2016, Publikumspreis der Mitteldeutschen Filmnacht beim Filmfest Dresden 2017
2013 FAKING OF PÄWESIN
Mockumentary (18 min), gefördert von der Brandenburgischen Landeszentrale für
Politische Bildung und der Gemeinde Päwesin
2007 EINE RUSSISCHLEKTION
Kurzdokumentarfilm (15 min), produziert im Rahmen des Kurzfilmwettbewerbs „All
humans are born free and equal…” (Stiftung Erinnerung und Zukunft, Goethe Institut)