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Ingo Gerken, Thomas Rentmeister

Nebenkosten

22. März bis 25. Mai 2016





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Unter dem Ausstellungstitel „Nebenkosten“ nähern sich die beiden Künstler mit skulpturalen Mitteln den Heizkörpern und Stromquellen des Raumes. Im Kontext steigender Energiekosten und einer sich zunehmend verschärfenden Wohnungssituation in Berlin wird der Begriff der sogenannten „zweiten Miete“ künstlerisch verhandelt.

Thomas Rentmeister und Ingo Gerken sind zwei Künstler mit genauem Blick auf ihre Umgebung und der Fähigkeit, den Alltag, den Raum und seine Bedingungen skulptural umzuwandeln. Beide Künstler zeichnen sich durch die Arbeit mit profanen und alltäglichen Materialien aus, ohne diese im Sinne des „Ready Made“ zu erhöhen.

Während Ingo Gerken mit Spontanität und dem Ephemeren spielerisch den Kunstbetrieb hinterfragt, erörtert Thomas Rentmeister mit einer Rekontextualisierung des Alltäglichen die Probleme und die Ästhetik einer unüberschaubaren Warenwelt.

Beide Künstler konzentrieren sich hier auf die funktionale Infrastruktur des Raumes, die multipliziert, verändert und umgedeutet wird.

Die Kunst koppelt sich an die vorhandenen Wärme- und Stromverteiler und findet so direkten Anschluss an das städtische Versorgungsnetz. Der eigentliche Ausstellungsraum hingegen bleibt in eigener Gestalt bestehen und fungiert nicht mehr nur als „Butler“ für an der Wand hängende Rahmen oder im Raum stehende Skulpturen. Er fordert die Besucher_innen umso mehr zur Auseinandersetzung heraus.

Haptik und Humor spielen eine große Rolle in den Arbeiten beider Künstler. Wenn Thomas Rentmeister alle im studio im HOCHHAUS vorhandenen Heizungen mit Watte einpackt, die Heizkörper sozusagen von außen „wärmt“ und beschirmt, erzeugt er nicht nur ein Umkehrbild ihrer Funktion, sondern auch ein Bild. Ingo Gerken tritt in Dialog mit den örtlichen Gegebenheiten, indem er die vorhandenen Steckdosen vervielfältigt. Die absurde Multiplikation der Anschlussoptionen lässt einen Strombedarf jenseits der Norm vermuten. Doch es geht hier nicht um den maßlosen und kostentreibenden Umgang mit elektrischen Geräten. Vielmehr wird auf subtile Art eine verwirrendes Überangebot erzeugt, das nichts über seine schlussendliche Verwendung verrät.

Die Transformation der Energiespender vor Ort schafft neben der skulpturalen auch eine politisch-soziale Dimension, die sich – ohne plakativ zu sein – genauso auf Martin Kippenbergers „Miete – Strom – Gas“ beziehen kann,  wie – ohne esoterischen Beigeschmack – auf die Energietheorien eines Joseph Beuys.

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Fotos: Bernd Borchardt

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Fotos: Ingo Gerken